Spotanalyse

USA: Rettungspaket steht

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Mit 50 zu 49 Stimmen votierte der Senat für den Rettungsplan von US-Präsident Joe Biden, der Hilfen im Umfang von USD 1.9 Billionen vorsieht. Das Gesetz bedarf nun nur noch der Zustimmung des Repräsentantenhauses, das den Entwurf allerdings im ersten Durchgang bereits gebilligt hatte, und der Unterschrift von Joe Biden.

Die Massnahmen umfassen direkte Zahlungen in Höhe von USD 1‘400 an Bürger. Die Hilfen gehen auch an sozial Schwache, Selbstständige, Betriebe, Schulen, Bundesstaaten und Kommunen. Auch Steuererleichterungen und den weiteren Ausbau von Impfzentren beinhaltet das Paket. Der Weg durch die Kammern machte allerdings noch Änderungen zur ursprünglichen Planung notwendig. Die Einkommensobergrenze, bis zu der man die vollen USD 1‘400 erhält, wurde auf USD 75'000 Dollar und Jahr gesenkt. Für Paare gilt eine Obergrenze von USD 150'000 Dollar. Auch mit der neuen, niedrigeren Obergrenze kommen immerhin noch rund 90 Prozent der Amerikaner in den Genuss staatlicher Hilfen.

Fraglich bleibt indes, wie viel der Gelder tatsächlich in den privaten Konsum fliessen werden. Das Penn Wharton Budget Model der Universität von Pennsylvania kommt zum Ergebnis, dass grosse Teile der Hilfsgelder in die Ersparnis und nicht etwa in den wie eigentlich gewünschten privaten Konsum gehen. Nach den Berechnungen der Ökonomen würden 73 % der verteilten Mittel gespart und nur 27 % konsumiert. Zwar wäre auch unter den Berechnungen des Penn Wharton Budget Model noch ein spürbarer positiver Effekt auf den privaten Konsum verbunden, allerdings weit weniger als von der US-Regierung erhofft.

Wie viel von den Hilfsgeldern ausgegeben wird, ist eine Schlüsselfrage. Je mehr von den Schecks konsumiert wird, desto mehr nimmt die US-Wirtschaft Fahrt auf und desto weniger bedarf es dann auch der Unterstützung der Fed. Die US-Fiskalpolitik und die US-Geldpolitik  sind also nicht mehr komplementär, sondern Substitute. Hält die Fed an ihrer ultra-expansiven Geldpolitik fest und würden gleichzeitig grosse Teile der Hilfszahlungen in den privaten Konsum fliessen, könnte die Gefahr einer Überhitzung der US-Volkswirtschaft drohen. Das würde bedeuten, die US-Notenbank müsste eine abrupte Kehrtwende vollziehen.

Wir gehen davon aus, dass die Hilfszahlungen zu einem grossen Teil in zusätzlicher Ersparnis münden werden. Eine Überhitzung der US-Volkswirtschaft ist unter diesem Szenario nicht zu erwarten. Die Diskussionen um einen möglichen Ausstieg der Fed aus der expansiven Geldpolitik dürften mit Verabschiedung des Rettungspakets indes zunehmen. Die Finanzmärkte haben teilweise schon ihre Meinung zum zukünftigen geldpolitischen Kurs abgegeben: Die bereits merklich gestiegenen Renditen 10-jähriger US-Staatstitel zeigen, dass die Märkte von einer restriktiveren Fed ausgehen.

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