Spotanalyse

Eurozone: BIP schrumpft im 4. Quartal um "nur" 0.7 %

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone schrumpft im vierten Quartal um 0.7 %. Für das Gesamtjahr 2020 steht ein Minus von 6.8 % zu Buche.

Gemessen am vollstreckten Lockdown hätte es durchaus schlimmer kommen können. Klar, ein rückläufiges Bruttoinlandsprodukt kann niemals zufriedenstellend sein, aber in Corona-Tagen hängt die Messlatte tief. Ein Wachstumsrückgang von „nur“ 0.7 % kann gerade noch so hingenommen werden.

Bitter bleibt hingegen der Vergleich gegenüber dem Vorjahr. Zum Ende des vierten Quartals liegt etwa das italienische BIP noch immer 6.6 % unter dem Vorjahresniveau. In Frankreich sind es 5 % weniger zum Jahresende.

Im Gesamtjahr 2020 schrumpft die Eurozone um massive 6.8 %. Aufgrund struktureller Wachstumsschwächen gerade in den südeuropäischen Ländern wird die Scharte auch nicht so schnell geschlossen werden. Die Corona-Krise wird ein langes Echo haben.

In Anbetracht des trostlosen Zahlenmaterials wäre es wünschenswert, dass nun die Impfzentren unter Volllast laufen. Allerdings machte uns dabei die deutsche Bundesregierung nach dem gestrigen Impfgipfel wenig Hoffnung auf rasche Besserung. Erst im zweiten Quartal ist genügend Impfstoff vorhanden, um breite Bevölkerungsschichten zu immunisieren. Die Situation kann auf die meisten europäischen Länder übertragen werden. In Anbetracht der Mutationen besteht auch keine Hoffnung auf eine baldige deutliche Lockerung der Eindämmungsmassnahmen – selbst bei fallender Inzidenz. Die Bilder aus Portugal lassen dies schlichtweg nicht zu.

Schon jetzt ist klar, dass auch das Jahr 2021 über weite Strecken ein schwieriges bleiben wird. Zwar werden die Wachstumsraten in absoluter Betrachtung hoch ausfallen, doch dabei spielt der statistische Basiseffekt eine wesentliche Rolle. Aufgrund des massiven Einbruchs des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2020 ist die Vergleichsbasis für das diesjährige Wachstum gering. Es bedarf also nicht viel, um auf hohe BIP-Zuwächse zu kommen. Um es anders zu formulieren: Rechnet man die Basiseffekte heraus, wird das Wachstum des Währungsraumes im laufenden Jahr nicht mit besonderer Wucht zurückkommen.

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