Spotanalyse

Ein Jahr Corona in Europa – ein Jahr Lockdown

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Vor einem Jahr nahmen die Eindämmungsmassnahmen in Europa ihren Lauf. In Italien erklärt der damalige italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte Mailand, die Lombardei und weitere Regionen in Norditalien zur Sperrzone. Nur einen Tag später ist ganz Italien davon betroffen. Die Börsen brechen schliesslich in der ersten Märzhälfte massiv ein. Ab Mitte März werden dann in weiten Teilen Europas strikte Lockdowns verhängt. Mit Ausnahme einer Lockerung im Sommer herrscht seither weitgehend der Ausnahmezustand.

Das Virus verändert schlagartig das Gesicht unseres Planeten. Der Flugverkehr kommt zum Erliegen. Viele Beschäftigte sind im Homeoffice. Web-Konferenz-Tools sind das wichtigste Kommunikationsmedium in Betrieben. Die Welt erlebt einen Digitalisierungsschub in atemberaubenden Tempo. Gleichzeitig springen Regierungen und Notenbanken in zuvor noch nicht gesehenem Ausmass Bürgern und Unternehmen mit Hilfsmassnahmen zur Seite.

Was bleibt? Auch wenn die Weichen auf eine Rückkehr zu einem normalen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben gestellt sind, viele Branchen werden nachhaltig getroffen sein. Die Luftfahrtindustrie hat mit MS Teams, Skype, Zoom & Co plötzlich Konkurrenz aus der digitalen Branche bekommen. Konsumenten haben sich an das bequeme Bestellen im Internet gewöhnt. Ob die Kundenströme deshalb nach Beendigung der Eindämmungsmassnahmen noch die gleichen in den Innenstädten sein werden, bleibt fraglich. Auch das Homeoffice dürfte in vielen Betrieben weiterhin fester Bestandteil bleiben. Erste Unternehmen reduzieren deshalb bereits Erweiterungsinvestitionen in zusätzliche Büroflächen. Die starke Hand des Staates wird weiterhin gefragt werden. Hierbei stellt sich die Frage, ob uns die massiv gestiegenen Staatsquoten noch längere Zeit begleiten werden? Vermutlich lautet die Antwort ja, denn von einem raschen Rückzug der öffentlichen Unterstützung ist nicht auszugehen. Was sich auch abzeichnet: Mit dem Green Deal der EU und dem zu erwartenden Investitionsprogramm von Joe Biden in eine klimaneutrale Zukunft wird der nächste Aufschwung zu einem grünen werden.

Vieles wird in der Nach-Corona-Welt anders sein, vieles aber auch gleich bleiben. Bei allen Prognosen zur Nach-Corona-Zeit sollte bedacht werden: Die Rückkehr zu alten Verhaltensmustern und Gewohnheiten ist dem Menschen innewohnend. Was nachhaltig ist und was sich als kurzzeitiges Phänomen entpuppt, wird sich wohl erst in den kommenden Jahren zeigen.

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