Spotanalyse

Deutschland: Auftragseingänge steigen und steigen

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Lesedauer: 2 Min
Die deutschen Auftragseingänge legen im Juli um 3.4% gegenüber dem Vormonat zu.

 Für das deutliche Plus der Auftragseingänge im Juli gilt: Wahnsinn! In Anbetracht des üppigen Auftragszuwachses im Vormonat  kommt das erneute deutliche Plus überraschend. Mehr noch: Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Volkswirte hatten mehrheitlich sogar mit einem Rückgang gerechnet. Das Plus zeigt, dass die Weltwirtschaft den Sommer über noch immer im Nach-Corona-Aufholprozess war.
 
Allerdings hat das gute Zahlenwerk auch eine Schattenseite: Ohne die Berücksichtigung der volatilen Großaufträgen ergab sich  ein Rückgang um 0.2 % im Monatsvergleich. Das üppige Plus ist vor allem einem kräftigen Auftragseingang im Schiffbau zu verdanken.
 
Zwar blicken die Unternehmen auf volle Auftragsbücher, doch so rechte Freude mag darüber nicht aufkommen, weil der Materialmangel die Stimmung sogleich wieder verdirbt. So manch kleinerer Betrieb spricht aufgrund des Materialmangels gar mittlerweile von einer existenzbedrohenden Situation. Zum Leidwesen der Industrie wird die Knappheit und die Logistikschwierigkeiten noch längere Zeit anhalten. Branchenverbände und Logistikunternehmen geben jedenfalls keine Entwarnung.
 
Auch von anderer Seite sind dunkle Wolken am Horizont auszumachen. Die wirtschaftliche Entwicklung in Fernost könnte die deutsche Wirtschaft etwas ausbremsen. Die chinesische Konjunktur kühlt sich derzeit ab, was auch an der deutschen Industrie nicht spurlos vorüberziehen wird.
 
Kurzum: Das deutliche Plus der Auftragseingänge im Juli überrascht und ist erfreulich. Das unter Herausrechnung der Großaufträge verbuchte Minus mahnt indes zur Vorsicht. Es zieht Gegenwind für die deutsche Wirtschaft auf.   

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