Der anspruchsvolle Weg zu ESG Fonds

ESG – an diesem Thema kommt seit einiger Zeit niemand mehr vorbei. Dabei war der Weg zu ESG konformen Fonds im Sinne von Art.8 und 9 SFDR kein Spaziergang.

Der Begriff ESG steht für «Environmental», «Social» und «(good) Governance» und impliziert, dass es bei dem Finanzprodukt um mehr geht als nur um wirtschaftliche Gewinne.

Bereits zwei Jahre ist es nun her, dass der erste grosse Teil der ESG Regulierung - SFDR Level I - am 10.03.2021 in Kraft trat und den Grundstein zur Klassifizierung aller Produkte in die drei Kategorien «Art.6», «Art.8» und «Art.9» legte. Und seitdem ist viel passiert…

Die Regulierung, die anfangs noch vielfach unterschätzt und schlimmstenfalls als reines Marketinginstrument wahrgenommen wurde, hat sich in den folgenden 24 Monaten zu einer der grössten Veränderungen für Asset Manager und Verwaltungsgesellschaften der letzten Jahre entwickelt. Nach Level I trat 2022 zunächst die Taxonomie Regulierung in Kraft, gefolgt von Änderungen in grundlegenden Richtlinien und Direktiven bezüglich UCITS und AIFs, über Änderungen der MIFID Direktive hin zu dem Herzstück der Regulierung: Level II SFDR, inklusive der zugehörigen technischen Standards, die Anfang 2023 in Kraft getreten sind.

Das Ziel der Europäischen Institutionen war dabei vor allem eines: Transparenz und standardisierte Pflichtveröffentlichungen zum Thema Nachhaltigkeit sicherzustellen, die es Investoren ermöglichen, «grüne» Produkte zu verstehen, qualitativ und quantitativ zu messen und miteinander vergleichen zu können. Durch die Regulierung soll zudem die Überwachung und Prüfung des Themas durch Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsprüfer vorangetrieben werden und dadurch das sogenannte Greenwashing erschwert und reduziert werden.

Während es sich bei Art. 8 und 9 Produkten um die «ESG Produkte» handelt, die ökologische und/ oder soziale Merkmale bewerben (Art.8) oder nachhaltige Investitionen tätigen (Art.9), werden Art. 6 Produkte oft (fälschlicherweise) als die Fonds angesehen, die keinerlei Bezug zu nachhaltigkeits-bezogenen Themen aufweisen. Richtigerweise muss man klarstellen, dass das o.g. gesetzliche Regelwerk eine Auswirkung auf jedes Produkt, jeden Manager und jede Verwaltungsgesellschaft hatte. Der gemeinsame Nenner war dabei vor allem das Thema Transparenz im Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken (Art. 6). Dieses Minimum Level an Transparenz muss für jedes Produkt offengelegt werden.

Für die «grünen» Produkte ging es deutlich weiter: Hier hatten die neuen regulatorischen Anforderungen eine Auswirkung auf jede Stufe im Fonds-Lebenszyklus. Angefangen mit dem Einkauf neuer ESG Daten, gefolgt von neuen ESG Due Diligence Anforderungen an delegierte Manager und Berater, über umfangreiche Offenlegungsverpflichtungen in der vorvertraglichen Fonds-Dokumentation und auf der Website, hin zu der Einhaltung von neuen ESG Anlagerestriktionen und letztendlich die momentan anlaufende periodische ESG Berichterstattung. Neben den regulatorischen Pflicht-Offenlegungen gibt es zudem die durch MiFID getriebene Anforderung, die Informationen aus den vorgenannten Dokumenten konsolidiert in ein maschinenlesbares Format zu bringen: das European ESG Template (EET). All das geht natürlich nur mit den notwendigen Ressourcen und Prozessen, ESG Daten und der geeigneten Technologie, diese zu verarbeiten.

VP Fund Solutions setzt hierbei auf einen der grössten ESG Datenanbieter - MSCI. MSCI bietet aktuell mehr als 3.500 ESG Datenpunkte pro Asset an, die wir mittels neuer IT-Lösungen beziehen und verarbeiten können. So sind wir – im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern – bereits seit 1. Januar 2023 in der Lage, die sogenannten «PAI Daten» (Principal Adverse Impact Indicatoren) für alle liquiden Fonds mittels einer in-house entwickelten Lösung berechnen zu können.

Nichtsdestotrotz sind die ESG Daten – insbesondere die fehlenden ESG Daten im illiquiden Asset Bereich – eines der am stärksten diskutierten Themen im Markt, in dem das grösste Weiterentwicklungspotenzial über die nächsten Jahre gesehen wird. 

Trotz der hohen Komplexität der Regulierung und der immer noch fehlenden Marktstandards sind ESG Fonds so beliebt wie nie zuvor – was sich an der immer weiter steigenden Anzahl an «grünen» Fonds erkennen lässt: In Europas grösstem Fondsdomizil Luxemburg waren laut einer Analyse von PricewaterhouseCoopers Mitte 2022 bereits mehr als die Hälfte aller Assets im UCITS Bereich in ESG Fonds gebunden - Tendenz steigend. Gleichzeitig hat der Markt eine Welle an «Downgradings» von Art. 9 auf Art. 8 Ende 2022 wahrgenommen, was an den nach wie vor hohen regulatorischen Unsicherheiten im Bereich der nachhaltigen Investitionen, der Taxonomie und vor allem der teilweise immer noch dünnen Datenlage liegt. Denn eines ist klar: Wer behauptet nachhaltige Investitionen zu tätigen, muss dies auch mit den entsprechenden Zahlen beweisen können. Insbesondere im Bereich der alternativen Investments kann ein solcher Beweis schwerfallen.

Die meisten Investment Manager haben die Komplexität der Regulierung, die Gefahr von Greenwashing und die Notwendigkeit einer einwandfreien ESG Datenbasis erkannt und bewerten das Thema entsprechend: Potenzial ja, aber kein unüberlegter Schnellschuss in Richtung Art. 9.

Bei VP Fund Solutions haben wir – gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden – das gleiche Verständnis zu diesem komplexen Thema und über die letzten 2 Jahre einen vorsichtigen Ansatz gewählt. Wir haben bislang knapp 20 % der von uns verwalteten Fonds an unseren Standorten in Luxemburg und Liechtenstein als ESG Fonds klassifiziert und die entsprechenden ESG Veröffentlichungen und Dokumentationen vorgenommen. Im Bereich neuer Onboardings sehen wir einen eindeutigen Trend zu ESG Fonds – insbesondere für Art. 8 Produkte.

Das Team von VP Fund Solutions hat in den letzten zwei Jahren viel Zeit und Ressourcen in den Aufbau der benötigten Prozesse, die Beschaffung geeigneter Daten und in den Wissensaufbau der Mitarbeitenden investiert. Wir freuen uns darauf, Sie auch weiterhin auf dieser spannenden Reise begleiten zu dürfen.