Spotanalyse

Deutschland: Privater Konsum belastet BIP im 4. Quartal

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Der Zuwachs des Bruttoinlandprodukts (BIP) von Deutschland fällt im Schlussquartal stärker aus als ursprünglich berichtet. Im vierten Quartal wird ein Plus von 0.3 % verbucht (ursprünglich: 0.1 %). Der private Konsum bricht mit 3.3 % gegenüber dem Vorquartal deutlich ein.

Die staatlich verordnete Zwangspause beim Konsum schlägt auf das BIP durch. Wenn Läden, Restaurants, Bars und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, kann das Geld nicht unter die Leute gebracht werden. Kein Wunder also, dass der private Konsum im vierten Quartal nochmals ordentlich Federn lässt. Das wirtschaftlich äusserst schwierige 2020 verabschiedet sich also so, wie es über weite Strecken der Fall war, nämlich schwach.

Dass das Wachstum überhaupt über die Nullmarke springt, ist vor allem den Investitionen und dem Export zu verdanken. Niedrige Zinsen verhalfen der Bauwirtschaft zu weiterhin florierenden Geschäften. Die Industrie freute sich über einen gewachsenen Auftragsbestand dank chinesischer Kundschaft.

Die Ausfuhren kommen auf ein erfreuliches Plus von 4.5 %. Das BIP war also von einer Zweiteilung geprägt. Der Dienstleistungssektor litt massiv, während die Industrie florierte. Mit Blick auf die Bruttowertschöpfung gilt: Die grössten Rückgänge gab es mit -18.2 % bei den sonstigen Dienstleistern, wozu unter anderem die Bereiche Unterhaltung und Erholung zählen.

Das relativ stabile Einkommen einerseits und die Konsumzurückhaltung andererseits führten weiterhin zu einem erheblichen Anstieg des Sparens der privaten Haushalte. Nach vorläufigen Berechnungen ergab sich daraus für das 4. Quartal 2020 eine Sparquote von 15.7 %.

Das Jahr 2020 sollte schnell vergessen werden. Der Blick richtet sich nach vorn. Die Impfungen versprechen eine schrittweise Rückkehr zu einer wirtschaftlichen Normalität. Zwar wird das laufende Quartal noch verhältnismässig trostlos ausfallen, doch die Öffnungsperspektive verspricht eine Besserung für das zweite Quartal. Gerade weil der Absturz des BIP im Jahr 2020 so massiv ausfiel, wird das Wachstum im laufenden Jahr trotz eines holprigen Startes auf eine durchaus ansehnliche Rate kommen. Ein BIP-Zuwachs von 3% ist für das laufende Jahr durchaus realistisch.

#Spotanalyse