Spotanalyse

Deutschland: Industrieproduktion mit Nachholeffekten

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Lesedauer: 2 Min
Die deutsche Industrieproduktion verbucht im März einen kräftigen Zuwachs von 2.5% gegenüber dem Vormonat. Die Exporte liegen im März mit 1.2% im Plus.

Die Industrieproduktion kommt im März wieder voran. Nachholeffekte waren am Werk – zumindest stellenweise. Im Januar und im Februar ging die Produktion im jeweiligen Monatsvergleich unter anderem auch aufgrund fehlender Vorprodukte zurück. Vor allem an Halbleitern mangelte es. Im März stand es um den Materialnachschub besser, so dass ein Teil der Verluste wieder kompensiert werden konnte.

Die Produktion von Vorleistungsgütern stieg um 1.2 % und die Produktion von Konsumgütern um 2.9 %. Bei den Investitionsgütern nahm die Produktion um 0.4 % ab. Letzteres zeigt, dass die Verspannungen der Materialknappheit auch im März teilweise bestanden. Die Bauproduktion kommt aufgrund der besseren Witterung kräftig voran und verbucht einen gewaltigen Zuwachs von 10.8%.

Die Materialknappheit wird uns noch geraume Zeit beschäftigen und zu deutlichen Schwankungen in den monatlichen Produktionsdaten führen. Die Lage bei der Industrieproduktion ist derzeit vergleichbar mit der Impfkampagne. Werden Impfstoffe geliefert, rangiert Europa bei den täglich verabreichten Dosen an der Spitze. Kommt zu wenig, fällt Europa bei der Immunisierung im internationalen Vergleich zurück.

Die gegenwärtige Lage ist paradox. Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind gut gefüllt, gleichzeitig kann die Industrieproduktion und damit das gesamtwirtschaftliche Wachstum nur bedingt davon profitieren. Die aktuelle Situation ist Folge der speziellen Anatomie der Corona-Pandemie. Die Materialknappheiten sind die Nachwehen der Corona-Krise. Grund sind abrupte Änderungen des globalen Konsumverhaltens während der Pandemie.

So gross die Ausschläge nach unten und oben bei der Industrieproduktion derzeit sind, bei den Exporten geht es stetig bergauf. Die deutschen Ausfuhren haben nun elf Mal in Folge zugelegt. Was für ein Lauf!

Die deutsche Exportwirtschaft schafft es, trotz holpriger Produktion Waren in den Versand zu bringen. Dies zeigt einmal mehr, dass im gegenwärtigen Umfeld eines anziehenden Welthandels Deutschland zu den Gewinnern zählt. So schwach das erste Quartal für die deutsche Wirtschaft begann, so stark kann es enden. Der Wachstumseinbruch von 1.7 % im ersten Quartal war vorerst die letzte negative Episode in der Corona-Geschichte.

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