Spotanalyse

USA: Konsumausgaben machen einen rekordhohen Sprung - Auf zum fröhlichen Halali?

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die Konsumausgaben in den USA sind im Mai um 8.2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. In realer Betrachtung waren es 8.1 %.

Jetzt jagt ein Rekord den nächsten. Die persönlichen Konsumausgaben geben die Sicht auf die Entwicklung des US-amerikanischen Bruttoinlandprodukts (BIP) im zweiten Quartal frei. Der Konjunkturabsturz im Zeitraum April bis Juni wird weit weniger dramatisch ausfallen als ursprünglich zu erwarten war. Zwar dürfte der Einbruch des BIP einen neuen Nachkriegsrekord aufstellen, doch Rückgänge von mehr als 7 % im Quartalsvergleich sind vom Tisch. Die frühzeitigen Lockerungsmassnahmen und die daraus resultierende wirtschaftliche Erholung im Mai und Juni kompensieren zum Teil die negativen Wachstumeffekte im April.

Allerdings wäre es verfrüht, zum fröhlichen Halali zu blasen. Im Moment regiert die Mathematik. Die Wirtschaft fuhr runter, jetzt fährt sie wieder rauf. Nach rekordhohen Einbrüchen sind nun rekordhohe Zuwachsraten zu vermelden. Eine niedrige Basis führt schon bei leichten Verbesserungen zu entsprechend deutlichen Wachstumsraten.

Die Entwicklung im zweiten Halbjahr wird aber eine holprige sein. Die Gefahr ist gross, dass die deutlichen Lockerungsmassnahmen sogar kontraproduktiv für die wirtschaftliche Entwicklung sind. Steigen die Infektionszahlen wieder schneller an – wie derzeit beobachtbar ist, führt das wiederum zu Sorgen um die eigene Gesundheit. Der Restaurantbesuch oder das Einkaufen in der kleinen Boutique wird dann vorsichtshalber gestrichen – der volkswirtschaftliche Schaden ist vorprogrammiert. Oder die Neuinfektionsrate steigt gar so stark, dass es zu Engpässen im klinischen Bereich kommt, was wiederum drastische Eindämmungsmassnahmen unumgänglich machen würde.

Es sei noch vermerkt: Die US-amerikanische Entwicklung steht stellvertretend für die europäische. Für die meisten Länder der Eurozone dürften die gegenwärtigen Wachstumsprognosen für das zweite Quartal ebenfalls zu pessimistisch ausfallen. Das ändert aber nichts an der zu erwartenden schleppenden wirtschaftlichen Erholung im zweiten Halbjahr.  

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