Spotanalyse

Tiefste Wachstumsrate in China seit fast 30 Jahren

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Das chinesische Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im 4. Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 6 % gestiegen. Für das Gesamtjahr 2019 steht damit eine Wachstumsrate von 6.1 % zu Buche. Das ist der schwächste Zuwachs seit fast drei Jahrzehnten.

Die Wachstumsrate ist zwar immer noch ansehnlich hoch. Aber im Vergleich zu den vergangenen Jahren fällt der BIP-Zuwachs verhältnismässig schwach aus. Die US-amerikanischen Strafzölle auf Importe waren für die chinesische Wirtschaft eine Belastung. Mehr noch, die Handelskonflikte bremsten die Weltwirtschaft insgesamt, was China zusätzlich zu spüren bekam. Das Reich der Mitte ist noch immer die Werkbank der Welt. Ohne eine florierende globale Konjunktur laufen die Maschinen nur mit halber Kraft.

Das diese Woche unterzeichnete Handelsabkommen mit den USA verspricht nun Besserung. Nicht etwa weil Handelshemmnisse wegfallen, denn ein Grossteil der Strafzölle bleibt in Kraft. Vielmehr sorgt es für mehr Klarheit. Das bedeutet, es gibt eine gewisse Planungssicherheit, was sich positiv auf die weltweite Investitionsstimmung auswirken könnte.

Darüber hinaus lancierte die chinesische Regierung zahlreiche konjunkturstützende Massnahmen. Diese scheinen nun Früchte zu tragen. Wie der Datenkranz für den Dezember zeigt, nimmt die Binnenwirtschaft des Landes eine höhere Drehzahl auf. So nahmen die Importe kräftig zu, aber auch die Zuwachsraten der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze lagen über den Erwartungen. Dies sind Lichtblicke.

Grundsätzlich gilt: China entwickelt sich zur Industrienation. Je höher der Entwicklungsgrad eines Landes, desto geringer das Wachstum. Das Reich der Mitte wird also strukturell und sukzessive geringere Wachstumsraten ausweisen.

 

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group     

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