Spotanalyse

EZB verpasst Banken eine riesige geldpolitische Vitaminspritze

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 1 Min
Es ist eine schwer zu fassende Zahl. Die Europäische Zentralbank (EZB) verteilt heute 1‘308 Mrd. Euro. Die Bedingungen der gezielten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte der dritten Generation (TLTRO III) waren so attraktiv, dass Banken nicht darauf verzichten wollten. Kein Wunder also beteiligten sich 742 an der EZB-Operation.

Im April gab die EZB den Refinanzierungsgeschäften ein Facelift und verbesserte die Konditionen. Im günstigsten Fall liegt der Zinssatz nun 50 Basispunkte unter dem Einlagensatz von -0.5 %. Das heisst konkret, dass die meisten Banken von der EZB 1 % für das geliehene Geld bezahlt bekommen. Allerdings ist das Volumen von 1.31 Billionen Euro nicht vollständig frisches Geld. Knapp 800 Mrd. davon dürften Banken aus bestehenden in das neue Geschäft umgeschichtet haben.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie machen Dinge möglich, die schier unglaublich erscheinen. Die Liquiditätsflut der EZB stützt den Bankensektor. Während in den USA die kapitalmarktbasierte Unternehmens-finanzierung von zentraler Bedeutung ist, spielt diese in der Eurozone nur eine Nebenrolle. Gerade deshalb setzt die EZB alles daran, dem Bankensektor geldpolitische Vitaminspritzen zu verpassen. Die wirtschaftlichen Folgen der Grippe-Welle müssen schliesslich möglichst gut überstanden werden.

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