Spotanalyse

Eurozone: Keine Inflation in Sicht – jetzt erst recht nicht

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Das wird nichts mit der Inflation.

Die Inflationsrate in der Eurozone liegt im Mai nach einer vorläufigen Schätzung bei 0.1 %.

 

So sehr sich die Europäische Zentralbank (EZB) auch Inflation wünscht, das wird nichts. Die gefallenen Energiepreise machen derzeit einen Strich durch die Rechnung. Darüber hinaus spielt die übergeordnete Entwicklung eine entscheidende Rolle. Der gemeinsame Währungsraum schlitterte in regelmässigen Abständen in eine schwere Krise. Da war zunächst die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009. Im Jahr 2011 kam es zur europäischen Schuldenkrise. Jetzt zwingt uns die Corona-Pandemie wirtschaftlich in die Knie.

 

In all diesen Krisen stieg die Arbeitslosenquote. Damit stiegen auch die Löhne nicht. Wenn sie nicht steigen, bleiben wiederum die Teuerungsraten tief. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden schwerwiegend sein. Auf Sicht der kommenden Quartale und möglicherweise Jahre wird der Lohnauftrieb schwach ausfallen. Häufig liegt sogar die Reallohnentwicklung nach schweren Rezessionen zunächst einmal im negativen Bereich. Zwar konnte sich die Kernteuerungsrate, bei der die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden, im Mai bei 0.9 % halten. Doch dies wird sich in den kommenden Monaten ändern. Die Kerninflationsrate dürfte ebenfalls sinken.

 

Die EZB wird also vermutlich trotz ihrer schweren geldpolitischen Geschütze keine Inflation kriegen. So sehr die EZB-Chefin Christine Lagarde auch bemüht ist, die Teuerungsrate auf höhere Niveaus zu bringen: Vorerst wird ihr das nicht gelingen.

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