Spotanalyse

Deutschlands Wirtschaft kommt trotz Rückgang nochmals gut weg

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Es ist schier unglaublich, dass man angesichts des Rückgangs des BIP im ersten Quartal festhalten kann: Deutschland kam vergleichsweise glimpflich davon. Die deutsche Volkswirtschaft schrumpft «nur» um 2.2 %. Damit fällt der Konjunktureinbruch weniger deutlich aus als in den europäischen Nachbarländern. In Frankreich rauschte das Bruttoinlandprodukt (BIP) in den ersten drei Monaten des Jahres um 5.8 % gegenüber dem Vorquartal nach unten.

Doch dies ist alles andere als ein Trost. Die deutsche Volkswirtschaft hat ihr Armageddon erst noch vor sich. Im zweiten Quartal wird es das BIP umso härter treffen. In Anbetracht der Wirtschaftsdaten mag tatsächlich so etwas wie Endzeitstimmung aufkommen. Lockerungsmassnahmen sind das eine, das andere ist die zurückhaltende Nachfrage.

Unternehmen und private Haushalte sind verunsichert. Über den weiteren Fortgang der Dinge herrscht Rätselraten. Die Unklarheit dämpft die Investitionslaune, private Haushalte stellen grössere Anschaffungen zurück. Dazu gehört etwa der Kauf eines Autos. Gerade deshalb wird es auch nach Aufhebung der strengen Eindämmungsmassnahmen kein rasches Zurück zur Ausgangssituation geben. Der konjunkturelle Verlauf wird nicht etwa dem Buchstaben V ähneln, sondern einem U.

So düster die Situation derzeit auch aussehen mag. Den Kopf in den Sand zu stecken, kann nicht die Lösung sein. Deutschlands Wirtschaft wird in den kommenden Monaten ein grosses Konjunkturpaket brauchen. Wichtig dabei ist, in die Zukunft zu schauen und offene Flanken zu schliessen.

Wer digitale Konferenzsysteme nutzt, mag sich die Frage stellen, warum da eigentlich kein europäisches Produkt dabei ist. Das zeigt schon: Es gibt viel zu tun. Jetzt ist die Zeit um anzupacken und die richtigen Weichen zu stellen. Aus diesem Blickwinkel offeriert die derzeitige Corona-Krise und die Bereitstellung grossvolumiger öffentlicher Mittel auch viele Chancen. Vor allem darf dabei die europäische Perspektive nicht fehlen.

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