Spotanalyse

Deutschland: Industrieproduktion nun auch mit traurigem Negativrekord – besonders hart trifft es die Automobilwirtschaft

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die deutsche Industrieproduktion fällt im März um 9.2 % gegenüber Vormonat.

Die Rekorde überschlagen sich – leider auf der negativen Seite. Nach dem gestrigen rekordhohen Einbruch der Auftragseingänge, wird heute ein zuvor noch nie gemessener Rückgang der Industrieproduktion vermeldet. Um die ganze Dramatik des Zahlenwerks zu verstehen, bedarf es eines Blicks in die Details. Die deutsche Automobilindustrie verzeichnet im März einen Produktionsrückgang von 31.1 %. Selbst hartgesottene Volkswirte bekommen bei solchen Zahlen die Schweissperlen auf die Stirn. All dies zeigt, wie massiv die Folgen des Corona-Virus sind. Die Negativrekorde werden aber bereits im kommenden Monat, wenn die April-Zahlen vorliegen, Makulatur sein. Es geht noch tiefer in den Keller.

Die Lockerungsmassnahmen und das Anfahren der Produktion in den grossen deutschen Automobilfabriken verheisst aber Besserung. Die Industrieproduktion wird im Mai einen Satz nach oben machen. Entscheidende Fragen sind deshalb, wie lange das Echo der Eindämmungsmassnahmen anhält und in welchem Ausmass es zu nachhaltigen Schäden kommt? Dabei kommt es weniger auf die inländische, sondern auf die Entwicklung im Ausland an. Die deutsche Industrie ist auf ihre Exportmärkte angewiesen. Während die chinesische Wirtschaft derzeit die Folgen der Corona-Krise abzuschütteln scheint, leiden die USA weiterhin. Gerade jenseits des Atlantiks ist zu befürchten, dass es zu länger anhaltenden Schäden der Wirtschaft kommt. Das wird in der deutschen Industrie zu merken sein.

Und in Europa kommt es jetzt darauf an, dass die Stimmung nicht kippt. Ressentiments gegenüber Brüssel dürfen jetzt nicht die Oberhand gewinnen. Die EU-Staaten müssen gemeinsam aus der Krise finden. Dazu bedarf es keiner Corona-Bonds, sondern grosszügiger Hilfen des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).

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