Spotanalyse

China: Enormer BIP-Zuwachs, aber dennoch Schwächen

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die chinesische Wirtschaft wächst im 2. Quartal auf Quartalsbasis um 11.5 %.

Die Erholung des chinesischen Bruttoinlandprodukts (BIP) ist beeindruckend und schlägt die Erwartungen. Gegenüber dem Vorjahresquartal steht nun sogar ein Wachstum von 3.2 % zu Buche. Grund dafür waren vor allem Nachholeffekte. Aber auch die Auslandnachfrage nach chinesischen Gütern machte diese Erholung möglich. Und natürlich half die Mathematik. Die niedrige Ausgangsbasis nach dem massiven Absturz zu Beginn des Jahres machte hohe prozentuale Zugewinne möglich.

So richtig Freude mag über das Zahlenwerk nicht aufkommen. Denn nicht alle Bereiche der Wirtschaft ziehen gleichermassen nach oben, wie die zeitgleich veröffentlichten Einzelhandelsdaten zeigen. Sie sind im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 1.8 % gefallen. Die Corona-Krise kann also selbst das normalerweise wachstumsstarke China nicht so einfach abschütteln. Diese bittere Erkenntnis schickte die asiatischen Börsen nach Veröffentlichung der Daten auf Talfahrt.

Diese Daten aus China geben einen Vorgeschmack auf die bevorstehende wirtschaftliche Entwicklung in Europa und in den USA. Nach einem kräftigen Wachstumsschub im dritten Quartal dürfte es auch in den westlichen Volkswirtschaften vorerst schwierig bleiben. Das Virus lässt kein rasches Zurück zum Normalzustand zu.
Es droht auch eine höhere Arbeitslosigkeit.

Am Horizont taucht für den weiteren Wachstumsverlauf in Europa aber auch in den USA der Buchstabe W auf. Das würde bedeuten, dass nach einem Wachstumsschub wieder ein Rückschlag droht. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit hierfür noch nicht als hoch zu bezeichnen, doch sie wächst. An dieser Erkenntnis könnten die Märkte erst einmal zu knabbern haben.  

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