Spotanalyse

BIP-Absturz – Ich war dabei

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Das deutsche BIP fällt im zweiten Quartal 2020 um 10.1 % gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnung im Jahr 1970.

Sie können heute sagen: "Ich war dabei". Das ist eine Geschichte für die Enkelkinder. Der Einbruch des deutschen Bruttoinlandsproduktes ist epochal. Die heute veröffentliche Zahl hat ihren festen Platz in den Geschichtsbüchern. Um es einfach zu formulieren: Der deutschen Wirtschaft wurde im zweiten Quartal der Stecker gezogen. Nahezu alle Bereiche der Wirtschaft waren betroffen. Der private Konsum, die Exporte, die Importe und die Ausrüstungsinvestitionen brachen ein. Der Staat verhinderte hingegen einen noch stärkeren Einbruch. Die Eindämmungsmassnahmen forderten ihren Tribut. Normalerweise ist so etwas nur zu Kriegszeiten beobachtbar.

Das Gute ist, das Zahlenwerk gehört der Vergangenheit an. Der Wirtschaftsmotor läuft wieder – wenngleich auch nicht rund. Da mit dem Wirtschaftseinbruch des zweiten Quartals nun so eine niedrige Ausgangsbasis vorliegt, bedarf es aber nicht viel, um im dritten Quartal rekordhohe Wachstumsraten zu verbuchen. Das Pendel schwingt dann auf die andere Seite.

Das zweite und dritte Quartal sind geprägt von den Eindämmungs- und Lockerungsmassnahmen. Wie es um die Wirtschaft tatsächlich steht, offenbart sich erst zum Jahresende. Das Drücken in der Magengegend mag mit Blick auf die Herbst- und Wintermonate nicht verschwinden. Das Virus hält die Welt noch immer im Würgegriff. Die Gefahr einer zweiten Welle ist aktuell hoch. Covid19 wird deshalb den weiteren Konjunkturverlauf massgeblich prägen.

Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Deutschland mit einem tiefgreifenden Strukturwandel zu kämpfen hat. Das Auto wird neu gedacht. Nicht mehr klassische Ingenieurstugenden sind gefragt, sondern Softwarekompetenzen. Der Wissensvorsprung des Silicon Valley ist für die deutsche Wirtschaft weitaus gefährlicher als das Coronavirus.

#Spotanalyse

Ersten Kommentar schreiben

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.