Spotanalyse

Zinssenkung ja, aber…

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Die US-Notenbank Fed hat das Zielband für die Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte gesenkt. Die Zinsspanne liegt nun zwischen 1.75 % und 2.00 %. Der Zinssatz für Überschussreserven wurde um 30 Basispunkte von 2.10 % auf 1.80 % gesenkt.

Die Zinssenkung war keine Überraschung, sie war so von den Märkten erwartet worden. Interessant waren hingegen die heute ebenfalls veröffentlichten Projektionen der Fed-Offiziellen. Die Einschätzung für die volkswirtschaftlichen Kenngrössen wie Wachstum und Inflation wurden kaum bis gar nicht verändert.

Über den weiteren kurzfristigen geldpolitischen Kurs scheint hingegen Uneinigkeit zu herrschen. Die Währungshüter sind sich aber einig, dass die gegenwärtigen Zinssenkungen lediglich temporärer Natur sind. In den Jahren 2021 und 2022 liegt der Leitzins auf Basis der Median-Projektion bereits wieder höher.

Fed-Präsident Jerome Powell sprach in diesem Zusammenhang bereits im Zuge der letzten Zinssenkung von einer Anpassung zur Mitte des Zyklus. Die Einschätzung der Fed-Offiziellen hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Leitzinses bestätigt also diese Sicht der Dinge. Aus diesem Blickwinkel kann das sogenannte Dot-Plot als «hawkish», also als restriktiv, aufgefasst werden. Donald Trump war beim Studieren der Notenbank-Projektionen wohl nicht erfreut. Verbale Angriffe aus dem Weissen Haus kamen schon während der Medienkonferenz.

Im Vorfeld der Fed-Sitzung war es zu Spekulationen gekommen, ob die US-Notenbank nicht noch eine Schippe drauflegt und möglicherweise sogar mit Wertpapierkäufen startet. Verschiedene US-Geldmarktsätze zeigten zu Wochenbeginn deutliche Ausschläge nach oben. Die Zahlung von Unternehmenssteuern und die Abwicklung des Kaufs von USD 78 Mrd. an US-Staatsanleihen entzogen dem Geldmarkt Liquidität. Hier zeigte sich US-Notenbankpräsident Jerome Powell aber relativ entspannt. Kurzfristige Liquiditätsengpässe hätten keine Auswirkungen auf die Ausrichtung der Geldpolitik. Die Währungshüter werden also stattdessen bei anhaltenden Spannungen am Geldmarkt weiterhin mit kurzfristigen Geldspritzen reagieren.

Die Fed zeigt sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung relativ zufrieden. Der Wirtschaftsausblick bleibt positiv. Risiken werden weiterhin vor allem im weltwirtschaftlichen Umfeld gesehen. Jerome Powell machte auch nochmals deutlich, dass die Währungshüter datenabhängig agieren werden.

Die Zinssitzung zeigt, die Fed ist nicht gewillt, in einen aggressiven Zinssenkungszyklus einzusteigen. Man tut gut daran, nicht allzu viel von den Washingtoner Währungshütern zu erwarten. Es sollte bedacht werden, dass die Inflationsrate unter Herausrechnung der volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise zuletzt auf 2.4 % anstieg. Die Notenbanker werden deshalb vorerst zuwarten. Mit einer weiteren Zinssenkung im Oktober sollte nicht gerechnet werden. Neigt der US-Datenkranz zur Schwäche, scheint eine neuerliche geldpolitische Lockerung im Dezember möglich. 

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group                                  

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