Spotanalyse

USA: Arbeitsmarkt zeigt sich überraschend stark

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Im Juni wurden 224‘000 neue Stellen ausserhalb des Landwirtschaftssektors geschaffen. Das ist deutlich mehr als erwartet worden war. Die Arbeitslosenquote steigt leicht von 3.6 % auf 3.7 %.

Der US-Arbeitsmarkt bleibt robust. Zwar reicht das Stellenwachstum im laufenden Jahr nicht mehr an die Vorgaben des Vorjahres heran, doch den Unternehmen ist die Einstellungslaune noch nicht vergangen und die US-Wirtschaft bleibt bislang auf einem soliden Pfad. Warnzeichen kamen zuletzt aus dem verarbeitenden Gewerbe. Wichtige Konjunkturvorlaufindikatoren signalisieren eine schwächere Industrieproduktion in den kommenden Monaten. Doch der Blick in die Details der Arbeitsmarktdaten zeigt, dass selbst das produzierende Gewerbe nach wie vor das Personal aufstockt – und zwar in wesentlich höherem Umfang als im Vormonat.

Nüchtern betrachtet, gibt es für die US-Notenbank keinen akuten Handlungsbedarf. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legen mit 3.2 % im Juni zu, was durchaus gewisse Aufwärtsrisiken für die Inflationsrate in sich birgt. Ob sich aber die US-Notenbank Fed tatsächlich bei ihrer geldpolitischen Entscheidung nur von den objektiven Fakten bei der kommenden Zinssitzung leiten lässt, bleibt fraglich. Da ist zum einen der Druck aus dem Weissen Haus und die Furcht, dass die Handelskonflikte mit etwas Verzögerung doch noch grössere wirtschaftliche Dellen zeigen.

In der nächsten Woche wird Fed-Chef Jerome Powell turnusgemäss vor dem Kongress Rechenschaft ablegen. Dort dürfte klar werden, ob es noch in diesem Monat zu einer Zinssenkung kommt. In Anbetracht des robusten Arbeitsmarktberichtes müsste die Fed eigentlich den September abwarten. Hiermit würde die Fed auch ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Weissen Haus zum Ausdruck bringen.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group                                  

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