Spotanalyse

Süsses für Wachstum, Saures für die Inflation

Lesedauer: 2 Min
Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) der Eurozone beträgt im dritten Quartal 0.2 % und war damit etwas stärker als erwartet worden war.

Zum heutigen Halloween wären gruselige BIP-Zahlen ja passend gewesen, doch der ausgewiesene Zuwachs lehrt einen noch nicht das Fürchten. Aber das Zahlenwerk hält einiges an Saurem bereit.

Die gute Nachricht ist: Das französische BIP legte im dritten Quartal mit 0.3 % stärker als erwartet zu. Auch das Wachstum in Spanien konnte mit einem soliden Zuwachs von 0.4 % aufwarten. Von einem Gruselkabinett namens Eurozone kann deshalb noch keine Rede sein.

Problemkind innerhalb der Eurozonen-Familie ist aber der ehemalige Musterschüler Deutschland. Die grösste Volkswirtschaft des gemeinsamen Währungsraums gibt uns deshalb etwas zum Gruseln mit auf den Weg. Noch lieferte das Statistische Bundesamt keine Zahlen, doch die BIP-Entwicklung steht auf Messers Schneide. Die Rezession geistert durch die Werkshallen der deutschen Industrie.

Die Poltergeister Brexit und Handelskonflikte treiben in der deutschen Wirtschaft ihr Unwesen. Noch ist der Spuk nicht vorbei, doch zumindest gibt es Anzeichen, dass es zu Lösungen kommt. Wäre dem so, könnten wieder bessere Zeiten anstehen. Die Entwicklung der Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe in den kommenden Monaten wird über das Wohl und Wehe entscheiden.

Die parallel veröffentlichte Teuerungsentwicklung für den gemeinsamen Währungsraum zeigt, mit welchem Poltergeist die neue Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde es zukünftig zu tun haben wird. Ihr wird beim Blick auf die Inflationsrate ein Schaudern über den Rücken laufen. Nur 0.7 % steht im Oktober zu Buche – trotz offener geldpolitischer Schleusen. Die Inflationsrate unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise liegt bei 1.1 %. Gemessen an den EZB-Zielen ist dies zu wenig. Die EZB-Chefin muss also schon bald weitere Geisterjäger auf den Weg schicken. Eine Senkung des Einlagesatzes dürfte schon bald auf der Agenda stehen.

 

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group     

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