Spotanalyse

SNB entlastet Banken

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihren Leitzins auf -0.75 %. Es kommt aber zu Entlastungen bei der Zahlung des Negativzinses.

Im Vorfeld des heutigen Zinsentscheids kam es zu Spekulationen, ob die SNB aufgrund der Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) auch handeln würde. Dies war aus unserer Sicht verfehlt, weil es keinen Automatismus zwischen der SNB und der EZB gibt. Im Fokus der eidgenössischen Währungshüter steht noch immer die Währungsentwicklung.

Die SNB entlastet neu aber den Bankensektor bei der Zahlung des Negativzinses. Die Nationalbank überprüft jetzt die Berechnungsgrundlage für den Negativzins regelmässig. Wörtlich heisst es in der Medienmitteilung: «Die Negativzinsbelastung soll auf das Nötigste beschränkt werden.» Es tritt eine neue Freibetragsberechnung per 1. November in Kraft. Der Freibetragsfaktor wird von 20 auf 25 der Mindestreserve angehoben.

Hinsichtlich des wirtschaftlichen Ausblicks betont die Nationalbank die gestiegenen wirtschaftlichen Risiken. Damit würde es auch zu einer Wachstumsabschwächung in der Schweiz kommen. Im laufenden Jahr werde das Wachstum nur noch zwischen 0.5 % und 1.0 % liegen. Auch die Inflationsprognosen wurden nach unten angepasst.

Da sich der Franken gegenüber dem Euro zuletzt wieder leicht verbilligte, bestand kein akuter Handlungsbedarf. SNB-Präsident Thomas Jordan tat gut daran, eine ruhige Hand zu bewahren. In Anbetracht tief negativer Zinsen sollte die SNB ihre ohnehin begrenzte Munition für ernsthafte Krisensituationen trocken halten.

Es ist wohltuend zu sehen, dass sich die eidgenössischen Währungshüter nicht dem internationalen Reigen von Zinssenkungen anschloss. Auch die Entlastung auf Seiten des Negativzinses ist zu begrüssen. Negativzinsen sollten ein Anreizsystem zur vermehrten Kreditvergabe sein. Ist die Nachfrage nach Finanzierungen aufgrund eines eingetrübten Konjunkturausblicks auf Seite der Unternehmen aber schwach, verfehlen die Negativzinsen ihren Zweck. Damit entpuppt sich die Geldpolitik nicht als Anreizsystem sondern nur noch als Belastungsfaktor. Finanzinstitute werden geschwächt und im schlimmsten Falle passiert das Gegenteil von dem, was sich die Nationalbank eigentlich wünscht, nämlich eine steigende Kreditvergabe.

Sollte sich an der gegenwärtigen Wechselkurssituation keine signifikante Änderung ergeben, wird die SNB weiterhin an ihrem eigenschlagen Pfad festhalten. Vorerst dürften keine weiteren Zinssenkungen auf der Agenda stehen.

 

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group                                  

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