Spotanalyse

Mario Draghi legt die Zündschnur für ein geldpolitisches Feuerwerk

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Der sich eintrübende Wirtschaftsausblick zwingt die EZB zum Handeln. Es wird sich dabei um ein komplexes Massnahmenpaket handeln.

Eine Senkung des Einlagesatzes und weitere Anleihekäufe dürften dazu gehören. Darüber hinaus wird die Forward-Guidance voraussichtlich einer Anpassung unterliegen. Möglicherweise wird es dann heißen, dass die Leitzinsen auf unbestimmte Zeit auf ihrem gegenwärtigen oder einem niedrigeren Niveau verbleiben werden.

Dass nun doch die Einführung eines Stufenzinssystems für die Reserveguthaben überprüft wird, könnte auf eine deutlichere Senkung des Einlagesatzes um 20 Basispunkte hindeuten. Zuletzt liess der EZB-Wortlaut darauf schliessen, dass  ein gestaffeltes Zinssystem eher auf Abneigung stößt. Durchaus denkbar ist deshalb, dass die EZB auch nur für eine Teilentlastung bei den neuen Zinssenkungen sorgen wird. Anders formuliert: Möglicherweise müssen die Banken weiterhin 0.4 % Negativzinsen für Einlagen bei der EZB bezahlen, eine weitere Belastung mit der neuen Leitzinssenkung von etwa 0.2 % würde dann anfallen, wenn die Kreditvergabe nicht zulegt.

Möchte die EZB weitere Staatsanleihen kaufen, wird dies schwierig – aber es ist nicht unmöglich. Noch haben die Währungshüter auch unter den derzeit gültigen Restriktionen etwas Spielraum zum Zukauf. Ein neuerliches Anleiheaufkaufprogramm wird aber nicht an das Volumen des vorangegangenen Quantitative Easing anknüpfen können. Spannend ist indes, ob die EZB weitere Wertpapierkäufe bereits im Herbst lancieren wird oder ob sich die Währungshüter hierbei noch mehr Zeit einräumen lassen.

Eines steht fest, die EZB-Sitzung im September wird zu einer äußerst packenden werden. Wir dürfen uns auf einiges gefasst machen. Sparer müssen sich unterdessen auf eine lang anhaltende Nullzinsphase einstellen. Gleichzeitig wird die Neigung zum Immobilienerwerb hoch bleiben.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group                                  

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