Spotanalyse

Industrieproduktion Deutschland: Endlich eine positive Überraschung

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Die Industrieproduktion ist im August unerwartet um 0.3 % gegenüber dem Vormonat gestiegen.

Es ist mittlerweile eine Seltenheit geworden, dass deutsche Konjunkturdaten positiv überraschen. Da die Industrieproduktion uns auch einen tieferen Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung des dritten Quartals gewährt, könnte man auf die Idee kommen, dass die deutsche Wirtschaft doch noch hauchdünn an einer Rezession vorbeischrammt. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandprodukt (BIP) bereits geschrumpft. Setzt sich die Entwicklung im dritten Quartal fort, kann offiziell von einer technischen Rezession gesprochen werden.

Wir sollten uns allerdings nicht zu früh freuen, denn die jüngst veröffentlichten Daten zum Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe geben die weitere Entwicklung der Industrieproduktion vor. Da die Neubestellungen nach wie vor ein trostloses Bild abgeben, muss die besser als erwartete Industrieproduktion für den August leider als Strohfeuer gelten. Bereits der Wert für den September wird unserer Ansicht nach wieder ein negatives Vorzeichen aufweisen. Damit wird dann per saldo das BIP auch im dritten Quartal zumindest leicht geschrumpft sein.

So oder so gilt: Die wirtschaftliche Talfahrt ist bislang eher theoretischer Natur. Praktisch ist davon kaum etwas zu spüren. Das liegt vor allem an der noch verhältnismässig guten Situation am Arbeitsmarkt. Zwar geht die Anzahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr spürbar zurück, doch damit sind noch keine aktiven Entlassungen verbunden. Jetzt kommt es darauf an, wie lange die Misere anhält. Kommt es zu keinem baldigen Anziehen des Auftragseingangs, wird der Arbeitsmarkt deutlicher in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Falle würde dann aus einer nur auf dem Papier stehenden Rezession auch eine praktische erwachsen.

 

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group     

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