Spotanalyse

Fed: Zinserhöhungen sind 2019 vom Tisch

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Auf die Schnelle: Die US-Notenbank lässt ihre Geldpolitik unverändert. Die Projektionen wurden aber deutlich adjustiert.

So rasch kann es gehen. Noch vor wenigen Monaten hiess es, der Pfad moderater Zinserhöhungen solle fortgesetzt werden, jetzt ist aber vorerst Schluss. Fed-Chef Jerome Powell legte jedenfalls innerhalb kurzer Zeit eine Kehrtwende allererster Güte auf das Parkett.

Aber der Reihe nach: Heute standen die neuen Projektionen zur Veröffentlichung an. Die Washingtoner Notenbanker rechnen nur noch mit einem BIP-Zuwachs von 2.1 % für 2019. Im Dezember stand noch ein Plus von 2.3 % auf dem Prognosetableau. Das schlechtere weltwirtschaftliche Umfeld wird als Begründung genannt. Zwar verwies Jerome Powell auf die nach wie vor gute Verfassung der US-Wirtschaft, doch sogleich folgte eine ganze Litanei an Risiken. Entsprechend erwartet die Mehrheit der Fed-Offiziellen keine weiteren Zinserhöhungen im laufenden Jahr. Dem ist aber nicht genug: Selbst auf Sicht der kommenden drei Jahre wird das „neutrale Zinsniveau“ nicht erreicht werden. Die Projektionen zeigen lediglich noch eine finale Zinserhöhung im Jahr 2020 an. Die Bilanzsummenreduktion wird Ende September auslaufen.

Als langjähriger Fed-Beobachter weiss man, dass die Fed für Überraschungen gut sein kann. Doch was Jerome Powell in den vergangenen drei Monaten vollzogen hat, kann beruhigt unter der Rubrik „Riesenüberraschung“ verbucht werden. Soviel steht jetzt schon fest, die bemerkenswerte Kehrtwende wird in die Geschichte der Notenbank eingehen. Zur Verdeutlichung: Noch im Dezember hatten lediglich zwei Fed-Mitglieder keine weiteren Zinserhöhungen für das Jahr 2019 prognostiziert.

Unser Ausblick, der eine weitere geldpolitische Straffung im laufenden Jahr vorsah, ist somit obsolet. Wir werden im laufenden Jahr keine weiteren Zinserhöhungen bekommen. Letztlich tut es die Fed der EZB gleich – allerdings auf einem unterschiedlichen Leitzinsniveau. Aus fundamentaler Sicht wäre eine straffere Geldpolitik durchaus gerechtfertigt gewesen. Vor allem mit Blick auf das nun anziehende Lohnwachstum und den daraus erwachsenden Risiken höherer Inflationsraten. Im vergangenen Jahr hiess es noch, dass das nur mässige Lohnwachstum gegen aggressivere Zinserhöhungen spräche. Jetzt steigen die Arbeitnehmerentgelte spürbar und die Fed legte eine längere Zinspause ein. Konsistenz sieht sicherlich anders aus. Jerome Powell möchte aber wohl keinen Fehler machen. Die Talfahrt an den Börsen zum Jahresende 2018 haben dem Fed-Vorsitzenden vermutlich die Schweissperlen auf die Stirn getrieben. Möglicherweise beugen sich die FOMC-Mitglieder zumindest ein Stück weit auch dem Druck aus dem Weissen Haus. Für die Finanzmärkte sind die Signale der US-Notenbank indes aber positiv, gibt es doch keine weiteren Störfeuer von der geldpolitischen Seite.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group       

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