Spotanalyse

EZB in Lauerstellung

Lesedauer: 2 Min
Um die Konjunktur der Eurozone ist es derzeit nicht gut bestellt. Kein Wunder also, dass die wirtschaftlichen Risiken laut der EZB nach unten gerichtet seien.

Mario Draghi ist deshalb in Lauerstellung und wird gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt reagieren. Alle Instrumente könnten bei Bedarf angepasst werden, so der oberste Währungshüter der Eurozone.  Bei der heutigen Zinssenkung gab es derweil noch keine wesentlichen Neuerungen. Die EZB sei bereit zu handeln, so das Credo. Zu den im Vorfeld der Sitzung in Diskussion gebrachten Entlastungen beim Negativzins für den Geschäftsbankensektor seitens der EZB gab es keine detaillierten Ausführungen. Die obersten Währungshüter wollen zunächst die tatsächlichen Nettoeffekte analysieren. Einerseits zahlen die Banken zwar für Einlagen bei der EZB, andererseits ist aber auch die Refinanzierung günstiger. Alleine die Tatsache, dass das Thema Negativzins und dessen mögliche nachteilige Wirkung auf den Bankensektor so oft erwähnt wurde, lässt darauf schliessen, dass da bald seitens der EZB adjustiert wird. Die Notenbank möchte sich aber bei den Untersuchungen Zeit lassen, ehe eine Entscheidung zugunsten eines etwaigen Stufenzinses gefällt wird.

Die EZB hat sich das Jahr 2019 anders vorgestellt. Ursprünglich sollte der Leitzins angehoben werden. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Stattdessen werden ab September weitere langfristige Refinanzierungsgeschäfte lanciert. Deren Konditionen würden von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen, so Draghi. Das will so viel heissen: Je schlechter der wirtschaftliche Ausblick desto besser die Konditionen und umgekehrt. Eine Leitzinswende rückt in Anbetracht der schwächelnden Konjunktur derweil weiter in die Zukunft. Vermutlich wird selbst Mario Draghis Nachfolger noch lange Zeit zu einem Hüter des Negativzinses.

Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group       

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