Spotanalyse

Eurozone: Wenig Bewegung bei der Inflationsrate – Was macht die EZB in der kommenden Woche daraus?

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Die Inflationsrate steigt im Februar leicht von 1.4 % auf 1.5 %. Die Kerninflationsrate sinkt von 1.1 % auf 1.0 %.

Die Inflationsrate bewegt sich nur marginal nach oben. Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernteuerung) geht die Teuerungsrate sogar leicht zurück. Letzteres sollte aber nicht als deflationäres Signal aufgefasst werden, denn die Kernteuerungsrate bewegt sich nun schont seit mehr als zwei Jahren in einer groben Spanne zwischen 0.9 % und 1.2 %. Steigende Löhne legen nahe, dass das EZB-Ziel für die Kernteuerungsrate von 1.4 % im laufenden Jahr durchaus erreicht werden kann. Immerhin liegt die Arbeitslosenquote für den Währungsraum bei 7.8 %, verglichen mit über 12 % im Jahr 2013 ist dies durchaus beachtlich.

Die Europäische Zentralbank steht in der kommenden Woche vor einer wichtigen Sitzung. EZB-Präsident Mario Draghi wird jedenfalls die Teuerungszahlen sehr genau unter die Lupe nehmen. Im Rahmen der Notenbankensitzung liegen dann auch die neuesten Projektionen der EZB-Volkswirte vor. Hinsichtlich der Inflationseinschätzung bedarf es wohl keinem, oder wenn überhaupt nur geringem, Revisionsbedarf. Interessant wird unterdessen sein, wie stark die Reaktionen auf den schwächeren Konjunkturausblick ausfallen.

Zuletzt gab es zarte Anzeichen von Besserungstendenzen. In Frankreich haben sich die Wirtschaftsaussichten aufgehellt und auch in Deutschland hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor wieder merklich verbessert. Alle Aufmerksamkeit gilt jetzt dem produzierenden Gewerbe. Die Auftragsbücher müssen sich wieder stärker füllen, damit die europäische Wirtschaft keinen deutlicheren Schaden nimmt. Genau hierin besteht die größte Prognoseunsicherheit für die EZB, da man die zuletzt ebenfalls schleppende wirtschaftliche Entwicklung in Asien mit ins Kalkül ziehen muss. Es scheint zumindest so, dass sich die konjunkturelle Situation in China wieder bessert, was positiv für Neubestellungen aus Fernost wäre.

Um aber konkret zu werden: Die EZB könnte in der kommenden Woche den Zeitraum für ein Festhalten am gegenwärtigen Zinsniveau weiter verlängern. Durchaus denkbar wäre, dass die EZB dann in Aussicht stellt, am gegenwärtigen Leitzinsniveau bis mindestens Mitte 2020, festhalten zu wollen. Die jüngsten Aussagen einiger EZB-Ratsmitglieder legen indes nahe, dass es zu keiner Entscheidung über ein neues langfristiges Refinanzierungsgeschäft kommen wird. Die Währungshüter behalten sich eine Beschlussfassung darüber wohl für den Sommer vor.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group

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