Spotanalyse

Deutschland: Misere bei den Auftragseingängen setzt sich fort

Lesedauer: 2 Min
Die Auftragseingänge für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland gehen im Mai deutlich um 2.2 % gegenüber dem Vormonat zurück. Vor allem die Neubestellungen aus Ländern ausserhalb der Eurozone sanken im Monatsvergleich stark.

Was für eine Misere! Die Entwicklung der Auftragseingänge kann hinsichtlich ihrer Bedeutung nicht hoch genug eingestuft werden. Gehen die Auftragseingänge zurück, hat die Industrie weniger zu produzieren und in weiterer Folge leidet die Beschäftigung darunter. Steigt die Arbeitslosenquote, färbt dies auch negativ auf den privaten Konsum ab.

Von dieser Abwärtsspirale ist die deutsche Volkswirtschaft teilweise bereits schon erfasst. Die Auftragseingänge sind seit Juni 2018 im Jahresvergleich rückläufig. Auch die Entwicklung der Industrieproduktion ist mit einem negativen Vorzeichen versehen. Und nun bekommt auch der Arbeitsmarkt die Folgen zu spüren: Im Mai stieg die Arbeitslosenquote von 4.9 % auf 5.0 %. In Anbetracht des deutlichen Rückganges der Auftragseingänge wird die Industrieproduktion auch im zweiten Halbjahr äusserst schwach ausfallen. Damit erhöht sich die Rezessionsgefahr.

Die Hoffnungen beruhen nun auf einer Beilegung der Handelskonflikte. Kommt es zu einer Einigung zwischen den USA und China im Zollstreit, könnte die konjunkturelle Zuversicht im Unternehmenssektor wieder zunehmen. Käme es gar zu einer Rücknahme der bereits in Kraft getretenen Strafzölle, würde der Welthandel Aufwind bekommen. Die exportstarken deutschen Unternehmen wären unmittelbarer Nutzniesser. Da eine etwaige Lösung des Handelsstreites und auch des Brexit noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bleibt die Lage für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten schwierig. Kurzarbeit könnte wohl schon bald wieder zu einem grösseren Thema werden.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group                                  

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