Spotanalyse

Der ifo-Geschäftsklimaindex stimmt auf Rezession ein

Lesedauer: 1 Min
Der ifo-Geschäftsklimaindex fällt im Juli von 97.5 auf 95.7.

Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer stimmt die deutsche Wirtschaft auf eine Rezession ein. Das hört sich nicht gut an – ist es auch nicht. Zunächst zu den Fakten: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres voraussichtlich leicht rückläufig. Die jüngsten Wasserstandsmeldungen aus der Industrie lassen nicht darauf schließen, dass es nun im dritten Quartal wieder bergauf geht. Der neuerliche Fall des ifo-Geschäftsklimaindex legt hierfür bestes Zeugnis ab. Damit könnte das BIP auch im dritten Quartal ein Minus ausweisen. Nach gängiger Definition wäre damit Deutschland in der Rezession angelangt. Allerdings sollte von einer «technischen Rezession» gesprochen werden, denn die wirtschaftliche Flaute hinterlässt noch keine deutlichen Bremsspuren am Arbeitsmarkt. Für den Einzelnen ist die wirtschaftliche Flaute bislang also lediglich latent spürbar.

Die deutsche Volkswirtschaft stolpert derzeit über den hohen Anteil der Güterexporte am Bruttoinlandsprodukt. Letzterer kam im Jahr 2018 immerhin auf rund 40 %. Spiegelbildlich trägt das verarbeitende Gewerbe rund ein Fünftel zur Bruttowertschöpfung bei. In Zeiten von Handelskonflikten und Tendenzen zur Deglobalisierung ist dies eine Bürde. Die deutsche Wirtschaftsleistung ist damit schärferen zyklischen Schwankungen ausgesetzt. Wir sollten das so akzeptieren. Tut man das, fällt es einem auch leichter über eine Rezession zu sprechen.

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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group

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