Spotanalyse

Eurozone: Wachstumseinbussen fallen bereits im ersten Quartal massiv aus – Zahlen sollten aber mit Vorsicht gelesen werden

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Nach einer vorläufigen Schnellschätzung ist das BIP in der Eurozone im ersten Vierteljahr um 3.8 % gefallen.

Die Eindämmungsmassnahmen im Kampf gegen das Coronavirus hinterlassen in den ersten drei Monaten des Jahres bereits massive wirtschaftliche Bremsspuren. Allerdings sollte das veröffentlichte Zahlenwerk mit gewisser Vorsicht gelesen werden. Den nationalen Statistikämtern liegen bislang verlässlich die Daten für die Monate Januar und Februar vor. In beiden Monaten lief das wirtschaftliche Geschehen noch rund. Der konjunkturelle Einbruch in Folge der Eindämmungsmassnahmen erfolgte im März. Allerdings sind für diesen Monat entweder keine oder nur eingeschränkte Informationen verfügbar. Somit handelt es sich beim heute veröffentlichten Zahlenwerk tatsächlich im Wesentlichen um eine Schätzung. Grössere Revisionen der Daten sollten ins Kalkül gezogen werden.

Nichtsdestotrotz gibt das europäische Statistikamt mit der Veröffentlichung eine erste Indikation für die Heftigkeit des wirtschaftlichen Einbruchs bereits in den ersten drei Monaten des Jahres. Vor allem der Rückgang des italienischen BIP dürfte eine gewichtige Rolle gespielt haben. Das Coronavirus hat Italien in Europa besonders schlimm getroffen. Das volle Ausmass der Corona-Krise wird sich aber erst im zweiten Quartal in den Wachstumszahlen niederschlagen. Sensationshungrige werden auf ihre Kosten kommen.

Es sollte allerdings berücksichtigt werden, dass schon eine etwas höhere Industrieproduktion auch auf der positiven Seite Rekorde brechen kann – schlichtweg aufgrund der niedrigen Basis. Eine weitere Lockerung der Eindämmungsmassnahmen in den kommenden Wochen kann bereits im Mai und Juni wieder zu positiven Wachstumseffekten führen. Das gerissene Wachstumsloch dürfte aber so schnell nicht wieder kompensiert werden können. Es wird Monate dauern, bis sich die Wirtschaft von den Strapazen einigermassen erholt.

Die Arbeitslosenquote für die Eurozone im März reagiert derweil weniger deutlich als anzunehmen war. Es war lediglich ein Anstieg von 7.3 % auf 7.4 % zu vermelden. Der europäische Arbeitsmarkt ist mit seinen Notmechanismen weit weniger elastisch als der US-amerikanische. Kurzarbeitergeld & Co zeigen in der aktuellen Situation was sie leisten können.

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