Deutschland: Kräftige Auftragseingänge im Juni mit einem Aber
Das Plus im Juni tut gut, allerdings sollte man jetzt nicht gleich jubilieren. In Anbetracht des Handelskonfliktes ist Demut angesagt. Die Ankündigung neuer US-Strafzölle gegenüber China facht die Unsicherheit im globalen Unternehmenssektor weiter an. Leidtragender ist dabei vor allem Deutschland mit seiner starken Exportwirtschaft. Das verheisst leider für die kommenden Monaten weiteres Ungemach.
Die Details des veröffentlichten Datenmaterials bestätigen unsere Skepsis. Es ist vor allem den volatilen Grossaufträgen zu verdanken, dass ein Plus zu verzeichnen ist. Ohne sie steht erneut ein Minus von 0.4 % zu Buche. Darüber hinaus hielten sich die inländischen Unternehmen weiterhin mit Neubestellungen zurück. Die Zunahme der Auftragseingänge kommt von Ländern ausserhalb der Eurozone.
Die rückläufigen Bestellungen aus dem Inland bestätigen einmal mehr, dass sich die deutsche Wirtschaft mitten in einer Rezession befindet. Arbeitnehmer, die in der Automobilbranche oder in der Metall- und Elektroindustrie beschäftigt sind, spüren bereits den geringeren Auftragsbestand. Überstundenabbau ist in so manchem Betrieb derzeit angesagt.
Es sollte auch noch ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden. Die Umstellung auf die Elektromobilität markiert für viele Branchen eine Zäsur. Es ist der Wegfall des hochkomplexen Verbrennungsmotors, der in der Metallindustrie Spuren hinterlässt. Gerade für den deutschen Maschinenbau kommen deshalb neben konjunkturellen auch strukturelle Belastungen hinzu.
Für nachhaltig bessere Zeiten bedarf es einer Lösung der Handelskonflikte. Aber auch der noch immer ungelöste Brexit belastet die europäische Wirtschaft. Solange die konjunkturelle Saure-Gurken-Zeit anhält, sollte die deutsche Bundesregierung ihren fiskalpolitischen Spielraum nutzen. Die Infrastruktur könnte eine Frischzellenkur vertragen. Den Unternehmen wäre auch mit einem Abbau an Bürokratie geholfen.
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Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist, VP Bank Group
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