News aus den Finanzmärkten

Ausblick 2022 - von «vorübergehend» hängt alles ab

Bernd Hartmann, Head CIO-Office
Lesedauer: 3 Min
Wie der Einbruch der Wirtschaft, so hat auch die Erholung nach den pandemiebedingten Lockdowns ihren ganz eigenen Charakter. Die Erholung erfolgt derart rasant, dass das Angebot kaum mit der Nachfrage nachkommt. Zu den globalen Disruptionen bei den Lieferketten und der Materialknappheit tragen in Asien immer wieder lokale Beschränkungen aufgrund der Pandemie bei. Angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante drohen weitere, temporäre Versorgungsengpässe.

Angesichts eines rekordhohen Auftragsbestands könnten die Unternehmen zwar gelassen in die Zukunft blicken, doch die Knappheit schlägt sich immer mehr in steigenden Produzentenpreisen nieder. So sind die Konjunkturaussichten für 2022 grundsätzlich sehr erfreulich. Wie hoch das Wachstum wirklich ausfällt, hängt jedoch davon ab, wann sich die Lieferverzögerungen auflösen und sich der Rohstoffnachschub normalisiert. Erst dann können die Unternehmen ihre Aufträge abarbeiten.

Inflation sinkt

Etwas besser sollte sich die Inflationsentwicklung prognostizieren lassen. Aufgrund der Entwicklung 2021 wird die Veränderung zum Vorjahr weniger dramatisch ausfallen. Trotzdem dürften die Inflationsraten nicht auf die Niveaus von vor der Pandemie zurückfallen, sondern in Nähe der flexibilisierten Notenbankziele zu liegen kommen.

Die Finanzmärkte kommen mit diesen Ungewissheiten bislang äusserst gut zurecht. Anleger lassen sich vorerst nicht aus der Ruhe bringen und reagieren mit Gelassenheit. Lieferengpässe, Materialknappheit und steigende Inflationsraten werden als vorübergehend erachtet und trüben die Marktstimmung nicht. Diese Haltung dürfte sich als richtig erweisen. Allerdings lassen die optimistischen Markterwartungen wenig Spielraum für Enttäuschungen.

Die Anleger folgen mit ihren Erwartungen dem Szenario der Notenbanken. Auch diese gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Verspannungen transitorisch sind. 2022 werden die Notenbanken sich schrittweise von ihrer Krisenpolitik verabschieden. Dabei verfolgen sie eine unterschiedliche Geschwindigkeit, weshalb in Europa und der Schweiz noch keine Zinsschritte zu erwarten sind. Dank der expansiven Fiskalpolitik und der erfreulichen Konjunkturaussichten sowie der transparenten Kommunikation bedeuten solche Veränderungen keinen fundamentalen Kurswechsel und sollten für die Märkte verkraftbar sein.

Aktien gut unterstützt

Dennoch, das allmähliche Ende der ultraexpansiven Geldpolitik sowie steigende Renditen können, die vor allem in den USA hohen Aktienbewertungen belasten. Zweifel, ob die Notenbanken nicht doch zu einer schärferen Kurskorrektur gezwungen werden, dürften zwischenzeitlich zu höheren Volatilitäten führen. Die Aktienmärkte bleiben jedoch gut unterstützt, denn Anleihen sind wegen negativer inflationsbereinigter Renditen uninteressant.

Wir empfehlen eine wachstumsorientierte Positionierung. Dies erreichen wir weniger über einen aggressiv ausgestalteten Aktienteil, sondern vielmehr mit einer deutlichen Untergewichtung von Anleihen. Zwar sind die Konjunkturaussichten so gut wie schon lange nicht mehr, doch die Finanzmärkte haben bereits sehr viel antizipiert. Allfällige Zweifel an dem positiven Szenario dürften interessante Kaufgelegenheiten darstellen.

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Start in das noch junge Jahr und freuen uns, Sie auch 2022 mit unseren Einschätzungen unterstützen zu dürfen!

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