Spotanalyse

Deutsche Industrieproduktion im freien Fall

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die deutsche Industrieproduktion fällt im April um 17.9 % gegenüber dem März. Verglichen mit dem Vorjahreswert wird ein Rückgang von 25.3 % vermeldet.

Die ganze Dramatik der Corona-Pandemie tritt jetzt zutage. Das künstliche Koma der deutschen Volkswirtschaft macht sich nun massiv negativ in den Wirtschaftsdaten für den April bemerkbar. Dies zeigt, wie heftig der Konjunktureinbruch in den Frühjahrsmonaten ausfällt. Das ist der stärkste jemals gemessene Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird im zweiten Quartal vermutlich um mehr als 10 % schrumpfen. Für Friedenszeiten ein zuvor noch nie gemessener Wert.

Klar ist aber auch, dass wenn die deutsche Wirtschaft wieder anfährt, das Zahlenwerk entsprechend positiv ausfällt. Wenn man am Boden liegt, reicht schon eine leichte Steigerung der Produktion für deutliche prozentuale Zugewinne. Schon bald also werden rekordverdächtige Zuwachsraten die Schlagzeilen dominieren. Doch ein 20-prozentiges Wachstum entspricht nicht einem 20-prozentigen Einbruch – schlichtweg weil die jeweilige Basis eine andere ist.

Die Frage ist also, wann kann die deutsche Volkswirtschaft wieder an die Ausgangsniveaus von Jahresbeginn anknüpfen? Problem ist, dass aus der Corona-Krise eine Vertrauenskrise erwächst. Es gibt noch viele ungeklärte Fragen. Kommt es zu einer zweiten Infektionswelle? Wie verhalten sich Unternehmen und Konsumenten? Vermutlich werden Investitionen zunächst zurückgestellt. Dies bremst aber den Aufschwung in vielen Branchen.

Einigen Unternehmen wird die wirtschaftliche Wundheilung schneller gelingen, andere Unternehmen werden eine längere Reha benötigen. Es wird aber auch Firmen geben, die zum Invaliditätsfall werden. Das wirtschaftliche Echo der Corona-Pandemie hallt jedenfalls noch lange Zeit nach.

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