Taktische Positionierung

Aktienquote zurückführen

Dr. Felix Brill, Chief Investment Officer VP Bank
Lesedauer: 4 Min
Die erste Reaktion auf die ausserordentliche Zinssenkung der amerikanischen Notenbank zeigt, wie gross die Verunsicherung an den Finanzmärkten ist. Die VP Bank nimmt zwei Änderungen an ihrer taktischen Allokation vor.

Die amerikanische Notenbank Fed ist zur Tat geschritten, so wie sie es vor dem Wochenende hatte durchblicken lassen. In einer Sondersitzung hat sie das Zielband für den Leitzins um 50 Basispunkte auf 1 bis 1.25 % gesenkt, weil das neue Coronavirus ein Risiko für die Wirtschaft darstelle. Das letzte Mal, dass sich die Fed zu so einer Notmassnahme gezwungen sah, war vor über zehn Jahren während der globalen Finanzkrise. Deutlicher hätte das Signal also nicht sein können.

In der Tat reagierten die Märkte deutlich. Nur fielen die Reaktionen wahrscheinlich nicht so aus, wie sich das Fed-Chef Jerome Powell und die übrigen Mitglieder des Offenmarktausschusses vorgestellt hatten. Anstatt einer Erleichterungsrally gingen die amerikanischen Aktienmärkte auf Tauchstation. Der S&P 500 etwa büsste gegenüber dem Vortag 2.8 % ein, damit liegt der Index, Massstab für die globale Anlegerstimmung, 7 % tiefer als am 1. Januar. Begleitet wurde der erneute Rückschlag an den Aktienmärkten von einem deutlichen Rückgang der langfristigen Zinsen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel erstmals unter 1 %. Zu Jahresbeginn betrug die Verfallrendite noch über 1.8 %. Der Goldpreis sprang zwischenzeitlich um mehr als 3 % nach oben.

Erst wird es noch schlimmer

Das zeigt, wie gross die Verunsicherung an den Finanzmärkten ist. Der Grund ist die weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus (Covid-19). Inzwischen sind gemäss Johns-Hopkins-Universität in mehr als 80 Ländern rund 93'500 Fälle von Covid-19 registriert worden. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Zahlen in den nächsten Tagen weiter steigen werden. Damit werden in immer mehr Ländern die negativen Auswirkungen auf das öffentliche Leben und die Wirtschaft zunehmen.

Die Fed-Entscheidung sendet trotz der zunächst negativen Reaktion an den Aktienmärkten ein starkes psychologisches Signal aus. Die weltweit wichtigste Notenbank ist einmal mehr bereit, Wirtschaft und Finanzmärkte zu unterstützen. Aus unserer Sicht dürfte der gestrige Schritt nur der Auftakt gewesen sein. Die Terminmärkte preisen bereits zwei weitere Zinssenkungen der Fed ein. Die Notenbanken in Europa und Japan werden aller Voraussicht nach ebenfalls Massnahmen ankündigen. Und auch von fiskalpolitischer Seite kann mit Unterstützung gerechnet werden. Wir denken, dass all das helfen wird, damit sich die Situation an den Finanzmärkten mit der Zeit beruhigen kann.

Taktische Entscheidung

Vor diesem Hintergrund haben wir in unserer heutigen ausserplanmässigen Sitzung des Anlageausschusses entschieden, in den Vermögensverwaltungsmandaten ein Rebalancing durchzuführen und die Aktienquote wieder aufs Zielgewicht zu bringen. Durch den jüngsten Einbruch an den Aktienmärkten und die positive Entwicklung von Anleihen sowie Gold ist die Aktienquote etwa im ausgewogenen Schweizer-Franken-Mandat um 2.5 Prozentpunkte gesunken. Diesen Effekt korrigieren wir mit Käufen von Aktien.

Zudem haben wir entschieden, das offene Dollar-Exposure in den Euro- und Frankenmandaten zu reduzieren. Während wir in den Vermögensverwaltungsmandaten Fremdwährungen strategisch absichern, hatten wir dies im Falle des US-Dollars taktisch aufgrund der Absicherungskosten nur teilweise gemacht. Durch die gestrige Zinssenkung der Fed hat sich die Zinsdifferenz, Treiber der Absicherungskosten, eingeengt, und selbst wenn die Europäische Zentralbank oder die Schweizerische Nationalbank ebenfalls neue Massnahmen ankündigen werden, ist ihr Spielraum im Vergleich zur Fed limitiert. Hinzu kommt, dass das Narrativ der höheren Zinsen, welches für den US-Dollar sprach, schwächer geworden ist. Auch das spricht dafür, den US-Dollar wieder stärker im Portfolio abzusichern.

Wir werden die Entwicklung in den nächsten Tagen weiterhin intensiv verfolgen und die Portfolioausrichtung bei Bedarf anpassen. Grundsätzlich gilt, das Portfolio möglichst gut zu diversifizieren und das Risikobudget eng zu kontrollieren. Die nächste ordentliche Sitzung des Anlageausschusses findet am Dienstag, 10. März 2020, statt.

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