Trumps Strich durch Chinas Rechnung
Chinas Plan ist ambitioniert: Vom einst armen Schwellenland will sich das Reich der Mitte zu einer Industrienation entwickeln, welche eine führende Rolle in ausgesuchten Schlüsseltechnologien einnimmt. Aufgrund des bereits erreichten, höheren Wohlstandsniveaus nehmen jedoch die jährlichen Wachstumsraten kontinuierlich ab. Ausserdem erfordert diese Entwicklung auch einen radikalen Umbau der Wirtschaftsstruktur. Hinzu kommen noch Herausforderungen seitens der Demografie und Umwelt. Somit verwundert es kaum, dass solch ein Umbauprozess nicht immer geordnet abläuft. Um ein zu starkes Abgleiten zu verhindern, greift daher die chinesische Regierung immer wieder mit Stimulierungsmassnahmen in das Wirtschaftsgeschehen ein. Auch wenn die chinesischen Statistiken wohl nicht immer ein realitätsgetreues Bild zeichnen, steht ausser Zweifel, dass so grössere Krisen verhindert werden konnten. Zumindest bisher, denn der Preis war hoch. So ist die Gesamtverschuldung innerhalb von zehn Jahren von 145 Prozent auf satte 261 Prozent der Wirtschaftsleistung angestiegen.
Abkehr vom Schuldenmachen
Der hohe Schuldenberg könnte dabei selbst zum Problem werden. Zumindest dann, wenn sich die Wirtschaft deutlich abkühlt oder die Zinsen stark ansteigen. Ein erheblicher Teil der Kredite floss an unprofitable, staatsnahe Betriebe. Deshalb hat China dem Schuldenwachstum den Kampf angesagt und stärkt die Finanzstabilität. Am offensichtlichsten ist dies anhand der Verschuldung des Unternehmenssektors, welcher seit gut einem Jahr nicht mehr stärker wächst als die Gesamtwirtschaft. Volkswirtschaftlich betrachtet handelt es sich bei Krediten um das Gegenstück zu Sparguthaben. Mit einer gesamtwirtschaftlichen Sparquote von über 40 Prozent weist China im internationalen Vergleich einen der höchsten Werte auf.
Eine Stärkung des privaten Konsums erscheint deshalb als Stimulierungsmassnahme viel besser geeignet als eine Ausweitung der Kreditvergabe, wie es sie in den Jahren 2008 oder 2010 gegeben hat. Hinzu kommt noch, dass der private Konsum mit 39 Prozent in China einen deutlich tieferen Teil der Wirtschaftsleistung vereinnahmt als etwa in Europa (54 Prozent) oder den USA (70 Prozent) und somit über Aufholpotenzial verfügt.
Ein ganz anderes Argument liefert der US-Präsident. Reduziert sich durch einen stärkeren Konsum die Exportorientiertheit, ist China auch weniger exponiert und angreifbar.
Wie profitieren?
Stützte China in der Vergangenheit das Wachstum, so profitierten bisher die Märkte ringsum den Erdball. Die zielgerichteten Massnahmen statt einer breiten Kreditschwelle, dürften nun aber weniger breit wirken. Hier stehen primär Unternehmen im Fokus, die einen erheblichen Teil ihrer Umsätze mit chinesischen Konsumenten erzielen. Durch den Handelsstreit mit den USA wurden diese Unternehmen an den Börsen ebenso in Mitleidenschaft gezogen, obwohl oftmals kein direkter, negativer Einfluss droht. Umso interessanter erscheint nun der Einstiegszeitpunkt für risikobewusste Investoren. Mit der bereits fünften Auflage des «China Consumer Baskets» bietet die VP Bank hierfür eine diversifizierte Anlagelösung an.
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Bernd Hartmann
Leiter Group Investment Research
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