Expertenmeinung

EZB bereitet geldpolitisches Feuerwerk vor

Lesedauer: 3 Min
Der sich eintrübende Wirtschaftsausblick zwingt die EZB zum Handeln, das wurde auf der Zinssenkung am Donnerstag deutlich.

Die obersten Währungshüter werden wohl bei ihrer nächsten Sitzung ein komplexes Massnahmenpaket beschliessen. Eine Senkung des Einlagesatzes und weitere Anleihekäufe dürften dazu gehören. Darüber hinaus wird der Zinsausblick voraussichtlich einer Anpassung unterliegen. Möglicherweise wird es dann heissen, dass die Leitzinsen auf unbestimmte Zeit auf ihrem gegenwärtigen oder einem niedrigeren Niveau verbleiben werden.

Gebäude der EZB in Frankfurt
Die EZB bereitet ein geldpolitisches Feuerwerk vor. | Foto: muratart / Shutterstock.com

Deutsche Wirtschaft vor Rezession

Zuletzt kam es zu sehr enttäuschenden Wirtschaftsmeldungen aus der Eurozone. So ist etwa das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der ifo-Geschäftsklimaindex, weiter zurückgegangen. Die deutsche Volkswirtschaft dürfte damit am Beginn einer Rezession stehen. Die europäischen Währungshüter sind also in der Tat zum Handeln aufgefordert. Dass nun doch die Einführung eines Stufenzinssystems für die Reserveguthaben überprüft wird, könnte auf eine deutlichere Senkung des Einlagesatzes um 20 Basispunkte hindeuten. Zuletzt ließ der EZB-Wortlaut darauf schliessen, dass  ein gestaffeltes Zinssystem eher auf Abneigung stösst. Durchaus denkbar ist deshalb, dass die EZB auch nur für eine Teilentlastung bei den neuen Zinssenkungen sorgen wird. Anders formuliert: Möglicherweise müssen die Banken weiterhin 0.4 Prozent Negativzinsen für Einlagen bei der EZB bezahlen; eine weitere Belastung mit der neuen Leitzinssenkung von etwa 0.2 Prozent würde dann anfallen, wenn die Kreditvergabe nicht zulegt.

 

Anleihekäufe sind schwierig – aber nicht unmöglich

Möchte die EZB weitere Staatsanleihen kaufen, wird dies schwierig – aber es ist nicht unmöglich. Noch haben die Währungshüter auch unter den derzeit gültigen Restriktionen etwas Spielraum zum Zukauf. Ein neuerliches Anleiheaufkaufprogramm wird aber nicht an das Volumen des vorangegangenen «Quantitative Easing» anknüpfen können. Spannend ist indes, ob die EZB weitere Wertpapierkäufe bereits im Herbst lancieren wird oder ob sich die Währungshüter hierbei noch mehr Zeit einräumen lassen.

Eines steht fest: Die EZB-Sitzung im September wird äusserst packend werden. Wir dürfen uns auf einiges gefasst machen. Sparer müssen sich unterdessen auf eine lang anhaltende Nullzinsphase einstellen. Gleichzeitig wird die Neigung zum Immobilienerwerb hoch bleiben.

 

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Finanzmarktkommentar von
Dr. Thomas Gitzel
Chief Economist

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