In Qualität investieren entscheidet
Selbst die US-Notenbank wird seitens der Marktunsicherheiten in ihrer Entscheidungsfindung stark beeinflusst. Aktuell werden die Aktienmärkte von positiven Erwartungen getragen, gleichzeitig sinken jedoch die Gewinnerwartungen für 2019 im Sauseschritt. In dieser Phase grösserer Unklarheiten ist es ratsam, bestehende und geplante Investitionen stärker nach ihrer aktuell fundamentalen Qualität, als nach deren langfristigen Zukunftserwartungen auszurichten.
Qualitätstitel schlagen Substanzwerte
Fachlich streiten sich die Anlageexperten darüber, ob langfristige Investoren nun durch Wachstums- oder Substanzwerte die bessere Rendite erwirtschaften. Beide Interessenslager haben stichhaltige Argumente, wobei die Verfechter von Wachstumsaktien derzeit die Nase vorn haben. Lang anhaltende Aufwärtsphasen an den Aktienmärkten können jedoch dafür sorgen, dass sich Anleger zu früh oder zu spät von ihren Titeln trennen. Zumeist liegt die Angst vor möglichen Kursverlusten den Entscheidungen zugrunde.
Aus diesem Widerstreit entwickelte sich ein neuer Anlagestil. Das «Quality Factor Investing» beinhaltet das Erwirtschaften eines stabilen, aber überdurchschnittlichen Gewinnwachstums bei gleichzeitig niedriger Nettoverschuldung. Diese Methodik kombiniert damit die Hauptmerkmale eines überdurchschnittlichen Unternehmenswachstums mit einer kaufmännisch bewussten Geschäftsführung. Der Blick auf die historischen Renditen der MSCI-Referenzindizes ist vielversprechend. Seit 2007 rentierten Qualitätstitel im Schnitt 8.3 Prozent p. a., Wachstumswerte blieben mit 6.5 Prozent p. a. deutlich dahinter. Das Anlegen in Substanzwerte verbuchte lediglich einen jährlichen Ertrag von 3.3 Prozent. Vor allem in schwierigen Marktphasen hob sich die innere Stärke von Qualitätstiteln deutlich hervor. Die Zusammenführung defensiver Faktoren mit hoher unternehmerischer Aktivität beweist sich zunehmend als aussichtsreich. 2019 setzt sich die positive Wahrnehmung mit einer bis anhin erzielten Rendite von 12.7 Prozent fort, Wachstumswerte legen um 12 Prozent und Substanzwerte um 9.3 Prozent zu. Mit Bedacht zu investieren, zahlt sich aus.
Worauf gilt es im aktuellen Marktumfeld zu achten?
Je weniger ein Anstieg der Aktienmärkte von fundamentalen Fakten unterstützt wird, umso stärker steigt das Risiko von Fehlinvestitionen. In impulsiven Aufwärtsbewegungen können auch Unternehmen mit schwachen Bilanzen überdurchschnittliche Kursgewinne erzielen. Der Wunsch läuft dabei der Wirklichkeit voraus. Bewusste Anleger sollten darauf achten, dass die Unternehmen in die sie investieren wollen in der Lage sind, auch bei steigenden Kosten und gedämpfter Ertragsaussicht ihre Schulden mittels eigener Geschäftstätigkeit zu bedienen. Die VP Bank prüft hierbei regelmässig die Qualität ihres Aktienuniversums mittels eines mehrstufigen, quantitativen Filters. Dieser lässt sich grob in die Kategorien «Gewinnstabilität», «Cashflow», «Verschuldung» sowie «Kursverhalten bei Marktrückschlägen» unterteilen. In unserem Verfahren werden die Firmen auf deren Gewinnstabilität hin untersucht, wobei sich die Analyse auf die verwässerten Gewinne aus laufender Geschäftstätigkeit pro Aktie abstützt. Ausgesondert wird einerseits entlang des absoluten Niveaus (Gewinn oder Verlust), andererseits in Bezug auf die Kontinuität während des vergangenen Jahrzehnts.
Fazit
Setzen Sie einen klaren Fokus auf eine ausgewogene Diversifizierung und wählen Sie bewusst qualitativ hochwertige Unternehmen mit aussichtsreichen Geschäftsmodellen. Dies hilft, in guten Marktphasen, aber vor allem auch in stürmischen Zeiten, mit Aktien überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.
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Harald Brandl
Senior Investment Strategist bei der VP Bank
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