Spotanalyse

USA: Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion überraschen

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Besser hätte der Start in das neue Jahr für die US-Volkwirtschaft kaum sein können. Sowohl der Umsatz im Einzelhandel wie auch die Industrieproduktion legen im Januar zu.

Die Einzelhandelsumsätze verbuchen gegenüber Dezember ein Plus von 5.3 %. Die sogenannte «Kontrollgruppe» blickt sogar auf einen Zuwachs von 6 %. Zur Kontrollgruppe gehören alle US-Einzelhändler mit Ausnahme der Kategorien Lebensmittel, Autos, Baumaterialien und Kraftstoffe. Die öffentlichen Hilfsgelder verfehlen ihren Zweck also nicht. Der Konsum wird angeschoben.

Darüber hinaus machen sich nun auch Lockerungen positiv bemerkbar. Vor allem Bars, Restaurants und Hotels profitieren davon. Die US-Wirtschaft schlägt also gleich zu Jahresbeginn ein höheres Tempo an.

Auch die Industrieproduktion startet in das neue Jahr mit einem unerwartet deutlichen Plus von 0.9 % gegenüber dem Vormonat. Die US-Wirtschaft wird somit im ersten Quartal die Eurozone um Längen schlagen. Im gemeinsamen Währungsraum zeichnet sich ein neuerliches Schrumpfen der Wirtschaft ab.

Allerdings streut das gute Zahlenwerk den Demokraten Sand ins Getriebe. US-Präsident Joe Biden möchte ein weiteres Rettungspaket über USD 1.9 Billionen lancieren. Die Republikaner sehen keine Notwendigkeit für zusätzliche Hilfen und werden sich in Anbetracht des guten Zahlenwerks darin bestätigt fühlen.

Ohnehin macht derzeit das Wort «Überhitzung» an den Finanzmärkten die Runde. US-Staatsanleihen geben deshalb vorsorglich nach. Die Rendite von 10jährigen US-Treasuries liegt nur knapp unter der Marke von 1.3 %. Da dies gleichzeitig eine wichtige Richtschnur für langfristige Finanzierungen ist, dürfte die Fed zunehmend argwöhnisch auf die Entwicklungen der Zinskurve blicken. Langfristigen Finanzierungen widerfuhr bereits ein markanter Zinsanstieg. Noch im August lag das Renditeniveau 10jähriger Treasuries im Bereich von 0.50 %. Gemessen daran ging es bereits schon knapp 80 Basispunkte nach oben.

Hinter dem gestiegenen Renditeniveau verbirgt sich noch ein weiteres Kalkül der Finanzmarktteilnehmer: Je besser es wirtschaftlich läuft, desto mehr werden die Hilfen aus dem Weissen Haus in Frage gestellt und genauso hinter der Fed-Unterstützung ein Fragezeichen gesetzt.

So erfreulich die Daten also sind, sie sorgen andererseits auch für Stirnrunzeln. An den Aktienmärkten beobachtet man die Entwicklungen am langen Ende der Zinskurve sorgfältig. Gute Wirtschaftsdaten werden gerade deshalb nicht zwangsläufig mit weiteren Kursgewinnen quittiert.

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