Spotanalyse

USA: Arbeitsplatzabbau im Dezember - gute Ausgangssituation für Joe Biden

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Ausserhalb des Landwirtschaftssektors wurden im Dezember 140‘000 Stellen abgebaut. Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 6.7 %.

Der US-Arbeitsmarkt lässt im Schlussmonat 2020 nochmals ordentlich Federn. Auch in den USA begegnet man der über die vergangenen Wochen hinweg massiv gestiegenen Anzahl von Neuinfektionen mit Restriktionen. Sei es auf Ebene der Bundesstaaten, sei es auf Ebene von Städten. Der Stellenabbau passt ins Bild neuerlicher Schliessungen von Restaurants und Einzelhandelsgeschäften. In Anbetracht des massiven Stellenkahlschlags in den Monaten März und April und dem seither nur zögerlichen Arbeitsplatzaufbau schmerzt die neuerliche Stellenreduktion doppelt.

Die Arbeitslosenquote spiegelt denn auch nicht die tatsächliche Situation am US-Arbeitsmarkt wider. Im Zuge der Pandemie haben sich Personen vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. Die Partizipationsquote, also der Anteil der Personen, die eine Stelle haben oder einen Job suchen, ist verglichen mit dem Vorkrisenniveau verhältnismässig niedrig. Bereinigt um diesen Effekt läge die Arbeitslosenquote bei über 9 %. Der US-Arbeitsmarkt ist deshalb nach wie vor in einer schwierigen Lage. Entsprechend dringend war die Verabschiedung eines zweiten US-Hilfspakets noch vor Weihnachten, denn die von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen sind aufgrund nur mager ausgestatteter Sozialsysteme auf staatliche Unterstützung angewiesen.

Die Ausgangssituation ist für den designierten US-Präsidenten Joe Biden derweil günstig. Kommt es im weiteren Jahresverlauf zu einer Herdenimmunisierung der US-Bevölkerung, dürften im grossen Stile neue Stellen geschaffen werden. Allein die Restaurants benötigen dann wieder ein Heer an Servicepersonal und Köchen. Joe Biden wird also vermutlich gleich zu Beginn seiner Amtszeit von wirtschaftlichem Rückenwind getragen werden. Es muss dem zukünftigen Präsidenten aber auch gelingen, die vom Strukturwandel betroffenen Arbeitsplätze in neue Stellen zu wandeln. Sein geplantes Infrastrukturprogramm und der Umbau der US-Wirtschaft in eine grüne Wirtschaft ist hierfür eine Chance. Gelingt ihm das, könnte er auch die Nation beruhigen.

Die US-Notenbank hielt sich im Dezember mit weiteren Hilfen zurück. Möglicherweise fühlen sich die obersten Währungshüter ob des schlechten Datenmaterials nun verpflichtet, nochmals eine Schippe draufzulegen.

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