Spotanalyse

Grossbritannien: Erfolgreiches Impfen stärkt die Wirtschaft und das Pfund

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Was eine erfolgreiche Impfstrategie mit einem Land macht, zeigt derzeit Grossbritannien. Die Zuversicht im Dienstleistungssektor legt massiv zu.

Während sich in der Eurozone im Februar die Stimmung im Dienstleistungssektor weiter eintrübte, frohlockt man auf der Insel über die Impferfolge. Der Einkaufsmanagerindex im britischen Service-Sektor steigt von 39.5 auf 49.7. Das ist ein gewaltiger Anstieg von mehr als 10 Punkten. Die Einzelhändler auf dem europäischen Festland dürften neidisch über den Ärmelkanal blicken.  

Auch an den Finanzmärkten bleiben die Impferfolge Grossbritanniens nicht unbemerkt. Das Pfund ist derzeit dabei über die Marke von 1.40 gegenüber dem US-Dollar zu springen. Das ist immerhin der höchste Stand seit knapp drei Jahren. Auch gegenüber dem Euro verteuerte sich die britische Valuta zuletzt spürbar.

Die Entwicklungen sind in Anbetracht schlechter ökonomischer harter Fakten umso erstaunlicher. Die britischen Einzelhandelsumsätze brachen etwa im Januar um 8.2 % gegenüber dem Dezember ein. Ganz zu schweigen vom verheerenden Absturz der Wirtschaft im vergangenen Jahr. Um knapp 10 % stürzte das britische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 ab. Wäre da auch noch der vollzogene Brexit und die schwierige Situation bei der Zollabwicklung gegenüber dem europäischen Festland. Dies zeigt aber einmal mehr, alleine die Zukunft zählt. Die Inselökonomie wittert in Anbetracht einer erfolgreichen Impfkampagne wieder Morgenluft. Die Hoffnung ist, dass das Vereinigte Königreich bereits wieder im Sommer so etwas wie die Normalität begrüssen darf.

Grossbritannien ist also nicht nur aus Impfsicht ein interessantes Anschauungsobjekt, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Die Frage, was mit einem Land passiert, das erfolgreich impft, ist beantwortet: Dienstleister und Industrie schauen selbst bei einer aktuell noch schwierigen wirtschaftlichen Situation zuversichtlich in die Zukunft. Die gestärkte Moral wird sich auch auf das Investitionsverhalten auswirken. Legen die Investitionen wieder zu, kann ein sich selbsttragender Aufschwung beginnen. Dies gibt auch Hoffnung für die EU im zweiten Quartal. Läuft die Impfkampagne voll an, dürfte sich die Laune in den leidgeprüften europäischen Innenstädten spürbar verbessern.

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