Spotanalyse

Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen starten ausgeruht ins neue Jahr

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland steigen im Januar von 55 auf 61.8.

Das sieht doch gar nicht so schlecht aus. Die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten starten gut gelaunt ins neue Jahr und das obwohl das Corona-Virus mit Wucht über Deutschland fegt.

Dabei dürften eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle spielen. Der Arbeitsmarkt schlägt sich in Anbetracht der widrigen Umstände verhältnismässig gut und die Industrie kommt zunehmend in Fahrt. Die Nachfrage aus China nach Maschinen und Autos kurbelt die Industriekonjunktur an. Immerhin lagen die Auftragseingänge für das deutsche verarbeitende Gewerbe im November mit 6.3 % gegenüber dem Vorjahresmonat im Plus. Gleichzeitig kommt die Impfkampagne in Fahrt, zahlreiche Impfzentren haben ihren Betrieb aufgenommen. Langsam kommt die Impfung in der Bevölkerung an. Das stärkt die wirtschaftliche Zuversicht.

Die Konjunkturaussichten dürften aufgrund einer Verlängerung des Lockdowns auch keinen weiteren deutlichen Schaden nehmen. Solange die Industrie von Eindämmungsmassnahmen verschont bleibt, gibt es keinen Grund, die Erwartungen für den weiteren konjunkturellen Verlauf zu senken. Dass der Lockdown enden würde, war ohnehin nicht zu erwarten. Der Blick auf die Anzahl der täglichen Neuinfektionen reicht, um zu erkennen, dass die restriktiven Massnahmen noch einige Zeit aufrecht erhalten bleiben.

Bei allem gerechtfertigten Optimismus sollte die spezielle Anatomie der Corona-Rezession beachtet werden. Mitten in der Krise kam es in einigen Bereichen zu einem regelrechten Boom. Dazu gehört etwa der Online-Handel, aber auch Möbelhäuser. Damit fallen in der Erholungsphase die normalerweise üblichen Nachholeffekte kleiner aus. Dies sollte für die wirtschaftliche Entwicklung berücksichtigt werden. Kurzum: Aufschwung ja, aber vermutlich nicht mit ganz so viel Elan wie vielerorts erwartet.

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