Spotanalyse

Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen gehen zurück

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Lesedauer: 1 Min
Die ZEW-Konjunkturerwartungen fallen im September von 40.4 auf 26.5.

Sie zeichnen damit ein sehr klares Bild: Die Weichen sind auf Abkühlung gestellt. Nachholeffekte im Dienstleistungssektor laufen nun aus, gleichzeitig belastet der Materialmangel die Industrie schwerwiegend.
 
Zwar konnte die deutsche Industrieproduktion im Juli gegenüber dem Vormonat zulegen, doch dies war nur ein Zwischenhoch. Die Knappheit an Vorprodukten, insbesondere von Halbleitern, hält an und wird den Ausstoss in der Industrie weiter dämpfen. Gleichzeitig lasten die steigenden Neuinfektionszahlen auf dem wirtschaftlichen Ausblick. Die Delta-Variante könnte im Herbst für erneute Restriktionen sorgen.
 
Nach den üppigen Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts (BIP) im zurückliegenden und laufenden Quartal wird es in den letzten drei Monaten des Jahres lediglich Magerkost geben. Fliesst das Material wieder, kommt es zu Nachholeffekten. Allerdings dürfte dies erst im kommenden Jahr der Fall sein.
 
Für die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinssitzung am Donnerstag deshalb zu einer Gratwanderung. Die Knappheit vieler Produkte und gestiegene Agrarpreise lassen die mittelfristigen Inflationsrisiken steigen, gleichzeitig kühlt sich die Konjunktur ab.

EZB-Chefin Christine Lagarde hat also eine schwierige Aufgabe vor sich. Am elegantesten wäre es, das seit dem zweiten Quartal 2021 erhöhte monatliche Wertpapierkaufvolumen auf das Niveau des ersten Quartals zurückzuführen. 

#Spotanalyse