Spotanalyse

Deutschland: Rückgang der Auftragseingänge im Dezember

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland hat im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1.9 % weniger Auftragseingänge verzeichnet. Das ist deutlich mehr als die Konsensprognose vorsah und der erste Rückgang seit Mai.

Alles hat ein Ende, auch der gute Lauf der Auftragseingänge. Von Mai bis November standen im Monatsvergleich positive Zuwächse zu Buche. Das ist ein seltenes Phänomen. Aus diesem Blickwinkel kann der Rückgang im Dezember verschmerzt werden, zumal gegenüber dem Vorjahresmonat noch immer ein ansehnliches Plus von 6.4 % zu vermelden ist.

Die harschen Eindämmungsmassnahmen in Europa schlagen nun im Dezember deutlich negativ zu Buche. Die Aufträge aus der Eurozone verringerten sich im Dezember um 7.5 %. Die Auftragseingänge aus dem restlichen Ausland stiegen nur noch um 0.5 %. Gerade Letzteres sah in den vergangenen Monaten deutlich besser aus.

Zu den positiven Auftragszuwächsen im Zeitraum Mai bis November hatten Nachholeffekte beigetragen, aber vor allem die gutlaufende chinesische Wirtschaft. China profitiert von einer Corona-bedingten Sondernachfrage unter anderem nach Hygieneartikel und Elektronikprodukten. Produziert China braucht es Maschinen, die auch aus Deutschland kommen. Die gute chinesische Einkommenssituation liess aber auch den Kauf eines deutschen Premiumfahrzeugs zu.

Es zeichnet sich aber ab, dass die chinesische Sonderkonjunktur etwas abebbt. Die deutsche Industrie wird nicht mehr so viele Aufträge aus China erhalten. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die deutsche Maschinenbaubranche unter dem Strukturwandel in der Automobilwirtschaft leidet. Fällt der Verbrennungsmotor weg, bedarf es weniger Metallverarbeitung. Je weiter wir die Corona-Krise hinter uns lassen, desto deutlicher treten die Strukturveränderungen wieder in den Vordergrund. Dies wird sich auch in den Auftragseingängen negativ niederschlagen.

So respektabel und überraschend die Serie an positiven Auftragszuwächsen war, in den kommenden Monaten wird es wieder zurück in den «Normalzustand» gehen. Positive und negative Vorzeichen werden sich bei den Auftragseingängen wieder häufiger abwechseln. Der Rückgang im Dezember ist also nicht mehr und nicht weniger als der Auftakt zum nun beginnenden «Alltagstrott».

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