Spotanalyse

Deutschland: Arbeitsmarkt schlägt sich weiterhin wacker

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Die saisonbereinigte Zahl der Menschen ohne Beschäftigung ist im Februar leicht gestiegen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 6%.

Die Kontaktbeschränkungen erschweren auch arbeitsmarktpolitische Instrumente. Die Aufnahme einer Beschäftigung mittels vom Arbeitsamt geförderter Massnahmen ist aufgrund geschlossener Geschäfte teilweise unmöglich geworden. Dies schlägt sich im geringfügigen Anstieg der Arbeitslosen um 9‘000 nieder.

Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Corona-Pandemie bislang aber gut überstanden. Daran änderte sich auch im Februar nichts. Allerdings ist es dem massiven Einsatz von Kurzarbeitergeld zu verdanken, dass die Blessuren nicht schwerer ausfallen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit wurden im Dezember (Daten stehen bis dahin fest) für 2.4 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld gezahlt. In absoluter Lesart ist dies noch immer viel, die Zahl ist aber weit vom Höchststand des Aprils 2020 entfernt. Zu damaligen Zeitpunkt belief sich die Kurzarbeiterzahl auf knapp 6 Millionen.

Die Impfungen versprechen über die kommenden Monaten hinweg die Rückkehr zu einem einigermassen normalen Leben. Lockerungen im Hotel –und Gaststättengewerbe und im Freizeitsektor werden die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer weiter verringern. Zöge sich der Staat nach den Bundestagswahlen im Herbst mit öffentlichen Hilfen zurück, droht dem deutschen Arbeitsmarkt die Stunde der Wahrheit.

Die Zahlung des Kurzarbeitergeldes überdeckt auch strukturelle Nöte in vielen Betrieben. Die Umstellung auf die Elektroautomobilität kostet Arbeitsplätze. Davon sind zusätzlich zur Automobilindustrie auch Teile des deutschen Maschinenbaus betroffen. Die Auftragseingänge des verarbeitenden Gewerbes lagen zuletzt um mehr als 6 % über dem Vorjahresniveau.

Allerdings täuscht diese Zahl darüber hinweg, dass es in einzelnen Branchen und Sektoren weniger erbaulich aussieht. Dazu gehört etwa der automobilnahe Werkzeugmaschinenbau. Der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagebauer (VDMA) blickt 2020 auf ein reales Minus beim Auftragseingang seiner Mitglieder von 11% gegenüber dem Vorjahr. Genau dieses Zahlenmaterial relativiert die bislang recht stabile Entwicklung am Arbeitsmarkt. Unter der Oberfläche brodelt es in einigen Branchen. Die Ampeln für den Arbeitsmarkt stehen deshalb noch nicht auf grün.

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