Spotanalyse

USA: Inflationsrate steigt im August deutlicher als erwartet – Corona-bedingte Sondereffekte am Werk

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
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Im Monatsvergleich legt die Teuerung um 0.4 % gegenüber dem Vormonat zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gilt: Die Inflationsrate steigt im August von 1.0 % auf 1.3 %. Ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise steigt die Teuerung von 1.6 % auf 1.7 %.

Die Preise verteuern sich deutlicher als erwartet worden war. Allerdings spielen derzeit Sondereffekte eine zentrale Rolle. Das Virus hat das Preisgefüge ordentlich durcheinander gewirbelt. Nun steht eine Normalisierung an. Die Preisentwicklungen innerhalb des US-Warenkorbes müssen sich gewissermassen frisch sortieren. Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich etwa Nahrungsmittel deutlich verteuert. Andere Güter wiederum, wie Übernachtungen oder Gebrauchtwagen, sind spürbar günstiger geworden. Nach Ende der strengen Eindämmungsmassnahmen verkehren sich diese Corona-Effekte wieder ins Gegenteil. Besonders eindrücklich war im August der Preisauftrieb bei Gebrauchtwagen mit 5 % im direkten Monatsvergleich („used cars & trucks"). Aber auch Flugtickets sind dabei, sich in kleinen Schritten wieder ihrem Vorkrisenniveau anzunähern. Wer also den Anstieg der Inflationsrate als Vorbote einer bevorstehenden Teuerungswelle sieht, liegt falsch. Es sind die Corona-bedingten Sondereffekte, welche die Preisentwicklung derzeit massiv verzerren.

Die Fed möchte gemäss ihrer neuen geldpolitischen Strategie zukünftig auch Inflationsraten über 2 % tolerieren. Allerdings wird die Arbeitslosenquote vorerst auf verhältnismässig hohem Niveau bleiben. Damit wird es aber keinen nennenswerten Lohnauftrieb geben, der den Teuerungsraten Beine machen würde. Höhere Inflationsraten bedürfen stärker steigender Arbeitnehmerentgelte, die dann Unternehmen wiederum auf ihre Produkte umlegen. Solange dies ausbleibt, bleibt ein nachhaltiger Anstieg der Teuerung aus.

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