Spotanalyse

Deutsche Unternehmen zuversichtlicher

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Der ifo-Geschäftsklimaindex steigt im September von 92.5 auf 93.4.

Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer berappelt sich weiter. Die Verbesserungen werden allerdings kleiner, was auf eine geringere wirtschaftliche Erholungsgeschwindigkeit schliessen lässt. Aber immerhin kann der fünfte Anstieg in Folge verbucht werden.

Erfreulich ist auch, dass die Unternehmen den weiteren Geschäftsfortgang im September erneut besser einschätzen – wenn auch nur geringfügig. Der entsprechende Index steigt von 97.2 auf 97.7. Die Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindex über die vergangenen Wochen hinweg zeigt in der Gesamtschau: Das deutsche Bruttoinlandprodukt wird im dritten Quartal auf einen rekordhohen Zuwachs verzeichnen können.

So erbaulich der Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex ist, das notorische Haar in der Suppe gibt es dennoch. Über Europa schwappt derzeit eine zweite Corona-Welle. In den europäischen Nachbarländern nimmt dadurch der Dienstleistungssektor bereits schon wieder Schaden. Die wirtschaftliche Erholung wird dadurch schon wieder ausgebremst. Dies gilt besonders mit Blick auf Frankreich.

Das sind keine guten Nachrichten für die deutsche Exportwirtschaft. Ähnliches ist in etwas abgemilderter Form auch für den deutschen Dienstleistungssektor auszumachen. Der ifo-Index für den Dienstleistungssektor ist im September erstmalig seit April wieder rückläufig. Die Corona-Pandemie lastet also auch in Deutschland wieder etwas stärker auf dem Dienstleistungsgewerbe.

Der Teilindex für das verarbeitende Gewerbe kann sich weiter spürbar verbessern. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten. Dahinter verbirgt sich unter anderem eine Art von Sonderkonjunktur für die deutsche Automobil-wirtschaft. Die deutschen Automobilhersteller können sich über steigenden Absatz in China freuen.

Das Reich der Mitte war für das deutsche verarbeitende Gewerbe selten so wichtig. Aus Furcht vor einer Ansteckung in den öffentlichen Verkehrsmitteln steigen die Chinesen lieber in das eigene Auto. Letzteres kann für die aufstrebende Mittelschicht des Landes auch ruhig etwas teurer ausfallen. Davon profitieren die deutschen Premiumhersteller. Unter Ausklammerung der Autoverkäufe sieht aber das volkswirtschaftliche Datenmaterial Chinas nicht besonders erbaulich aus. Und gerade diese Tatsache stimmt - über den aktuellen Tellerrand hinausgeblickt - nicht zuversichtlich.

Die verbesserten Konjunkturaussichten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kommenden Quartale für die deutschen Unternehmen anspruchsvoll bleiben.

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