Spotanalyse

China: Wachstum schwächt sich spürbar ab

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank Group
Lesedauer: 2 Min
Das chinesische Bruttoinlandsprodukt wächst im dritten Quartal lediglich um 2.7 % (Q-Q). Das Wachstum enttäuscht gemessen an der Konsenserwartung von 3.3 %.

Wie schwer es ist, dem wirtschaftlichen Abwärtssog der Corona-Pandemie zu entkommen, zeigt das Beispiel China. Während das zweite Quartal noch ganz im Zeichen der Wiederöffnung der Wirtschaft stand und ein sattes Plus von 11.7 % im Quartalsvergleich verbuchte, heisst es im dritten Quartal: Willkommen auf dem Boden der Tatsachen. Die trüben wirtschaftlichen Aussichten in Anbetracht der noch immer wütenden Corona-Pandemie in den westlichen Industrienationen färben auch auf das Reich der Mitte ab. Es ist vor allem einer Corona-bedingten chinesischen Sonderkonjunktur zu verdanken, dass es überhaupt mit 2.7 % vorangeht.

Autos laufen derzeit gut und auch die Exporte sind in Anbetracht der Umstände äusserst robust. Der Hintergrund stimmt aber weniger optimistisch: Aus Furcht vor einer Ansteckung in den öffentlichen Verkehrsmitteln steigen die Chinesen lieber in das eigene Auto. Die Nachfrage wird mit satten Rabatten der Autohersteller zusätzlich befeuert. Es ist wohl die Furcht vor einer Covid-19-Ansteckung, die Konsumenten ins Autohaus locken, und weniger die Lust.

Die Exporte profitieren derzeit von einer schier nicht zu stillenden Nachfrage nach Medizinausrüstung. Dazu gehören all die Hygieneprodukte, die für uns derzeit im täglichen Leben unverzichtbar sind, also vor allem Masken, Gummihandschuhe und Desinfektionsprodukte. China versorgt derzeit die Welt mit Hygieneprodukten.

Der Export von Medizinausrüstung wurde in den vergangenen Monaten regelrecht nach oben katapultiert. Im Juli wurde in diesem Segment ein rekordhohes Ausfuhrwachstum von knapp 90 % gegenüber dem Vorjahresmonat verbucht. China war bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie bedeutender globaler Produzent von Hygieneartikeln und konnte jetzt auch noch viele Fabriken rasch umrüsten. Die pandemiebezogenen Güter waren der Haupttreiber für die Erholung der Exporte in den zurückliegenden Monaten. In den übrigen Wirtschaftsbereichen sieht es hingegen durchwachsen aus.

Ganz ähnlich wird es der Eurozone und den USA ergehen – nur zeitversetzt. Während im dritten Quartal dies- und jenseits des Atlantiks rekordhohe Wachstumsraten zu Buche stehen werden, wird das vierte Quartal erneut ein schwieriges werden.

Sollten Sie an weiteren Analysen zu diesem Thema interessiert sein, gibt Ihnen Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, gerne Auskunft. Bei allfälligen Quotes bitten wir Sie, ebenfalls Herrn Gitzel zu zitieren.

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